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lfd. Nr.
437
Prot. Nr.
10824
Sender
Orsenigo
Empfänger
Pacelli
Ort
Berlin
Datum
11.07.1934
Archiv
AA.EE.SS. Germania, Scatole 3, fol. 66rv
Betreff
s. ogg.
Regest
„Röhm-Putsch“ – Weitere Informationen über die Vorgänge des 30. Jun; auch DJK-Führer Probst ermordet; der Innenminister gibt keine Erklärungen zum Klausener-Mord ab und verweist auf die bevorstehende Rede des Reichskanzlers.
Dokument
1Facendo seguito mio rispettoso Rapporto No.10.809 del giorno 9 corr. mese mi permetto inviare a Vostra Eminenza Reverendissima queste altre notizie:
2Anche1
Von „Anche“ bis „al D.J.K.“ in verschlüsselter Form ausgeführt; die in den Lesarten etwas unsichere Dechiffre fol. 67r.
Probst del D.J.K. fu ucciso; la Polizia dice: “a causa di un tentativo di fuga”. Alcuni ricordano a questo proposito la sua appartenenza alle famose organizzazioni politiche “Consul”.2
Probst war vor seiner „katholischen“ Lebenswende in paramilitärischen Organisationen der völkischen Rechten aktiv; zu diesen zählte die nach dem Kapp-Putsch von 1920 aus der „Marinebrigade Ehrhardt“ hervorgegangene „Organisation Consul“, die u.a. wesentlich an den Morden an Matthias Erzberger und Walther Rathenau beteiligt war. Vgl. Schellenberger, Probst.
3Ho chiesto Ministero spiegazioni circa frase di Goerliezer nel discorso pubblicato nel ”Germania” il 6 luglio N° 184;3
Der stellvertretende Gauleiter des Gaues Groß-Berlin, Arthur Görlitzer, hatte – Presseberichten zufolge – in einer Rede vor Studenten in Marburg den Hl. Stuhl als eine „politische Weltmacht im Ausland“ bezeichnet, von der sich Deutschland keine „kirchlichen Befehle“ geben lasse. O. hatte am 10.07.1934 im Auswärtigen Amt in einer für ihn ungewöhnlich scharfen Form gegen diese Äußerung protestiert – sofern die Gesprächsnotiz Bülows zutrifft. Aufzeichnung Bülows, 10.07.1934, in: Albrecht (Bearb.), Notenwechsel III, S. 38/39.
attendo risposta notizie date dal Junge Front circa uccisione in Gollmuetz (V. Rapp. 10.680) non sono esatte, specialmente per quanto riguarda Kube et appartenenza dell’ucciso al D.J.K.4
Die „Junge Front“ hatte in ihrer Ausgabe vom 01.07.1934 (No. 26, S.2) ausführlich über den Gollmützer Mord berichtet und in diesem Zusammenhang die Meldung einer anderen Zeitung über eine Rede des Gauleiters Kube zitiert, in der dieser die indirekte Verantwortung für den Mord einer „konfessionellen Verhetzung“ seitens der katholischen Verbände zugeschrieben habe. In einer weiteren durch die „Junge Front“ zitierten Zeitungsmeldung wurde irrtümlich auch der ermordete NSDAP-Funktionär als Mitglied der D.J.K. bezeichnet. Der Vorwurf der „konfessionellen Verhetzung“ blieb undementiert; gleichwohl brachte die „Junge Front“ in No. 27, 08.07.1934, S. 2, eine „Berichtigung zum Fall Gollmütz“, in der Kubes Stellungnahme zu dem Fall gegenüber dem Prälaten Hartz in einem modifizierten Licht erscheint. Grundfaktum war und blieb aber die propagandistische Instrumentalisierung des Gollmützer Mordes durch NSDAP-nahe Berichterstattung gegen die katholischen Jugendverbände.
4Oggi il Vicario Generale e il Canonico Banasch di Berlino si sono recati dal Ministro degli Interni S.E. Dr. Frick, da cui dipende la polizia, per avere schiarimenti circa la sparizione del Signor Klausener, onde poter così rispondere alle aspettative sempre più intense del popolo. Sua Eccellenza il Ministro si è scusato di non poter rispondere, dicendo che per questi avvenimenti occorreva rivolgersi al Cancelliere del Reich; ha poi soggiunto che probabilmente il Cancelliere nel suo discorso preannunciato per venerdì al Reichstag darà spiegazioni anche per il caso del povero Klausener.
Anhang

1 Von „Anche“ bis „al D.J.K.“ in verschlüsselter Form ausgeführt; die in den Lesarten etwas unsichere Dechiffre fol. 67r.
2 Probst war vor seiner „katholischen“ Lebenswende in paramilitärischen Organisationen der völkischen Rechten aktiv; zu diesen zählte die nach dem Kapp-Putsch von 1920 aus der „Marinebrigade Ehrhardt“ hervorgegangene „Organisation Consul“, die u.a. wesentlich an den Morden an Matthias Erzberger und Walther Rathenau beteiligt war. Vgl. Schellenberger, Probst.
3 Der stellvertretende Gauleiter des Gaues Groß-Berlin, Arthur Görlitzer, hatte – Presseberichten zufolge – in einer Rede vor Studenten in Marburg den Hl. Stuhl als eine „politische Weltmacht im Ausland“ bezeichnet, von der sich Deutschland keine „kirchlichen Befehle“ geben lasse. O. hatte am 10.07.1934 im Auswärtigen Amt in einer für ihn ungewöhnlich scharfen Form gegen diese Äußerung protestiert – sofern die Gesprächsnotiz Bülows zutrifft. Aufzeichnung Bülows, 10.07.1934, in: Albrecht (Bearb.), Notenwechsel III, S. 38/39.
4 Die „Junge Front“ hatte in ihrer Ausgabe vom 01.07.1934 (No. 26, S.2) ausführlich über den Gollmützer Mord berichtet und in diesem Zusammenhang die Meldung einer anderen Zeitung über eine Rede des Gauleiters Kube zitiert, in der dieser die indirekte Verantwortung für den Mord einer „konfessionellen Verhetzung“ seitens der katholischen Verbände zugeschrieben habe. In einer weiteren durch die „Junge Front“ zitierten Zeitungsmeldung wurde irrtümlich auch der ermordete NSDAP-Funktionär als Mitglied der D.J.K. bezeichnet. Der Vorwurf der „konfessionellen Verhetzung“ blieb undementiert; gleichwohl brachte die „Junge Front“ in No. 27, 08.07.1934, S. 2, eine „Berichtigung zum Fall Gollmütz“, in der Kubes Stellungnahme zu dem Fall gegenüber dem Prälaten Hartz in einem modifizierten Licht erscheint. Grundfaktum war und blieb aber die propagandistische Instrumentalisierung des Gollmützer Mordes durch NSDAP-nahe Berichterstattung gegen die katholischen Jugendverbände.
Biographien (8):Sachdatensätze (3):

Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo
aus Deutschland 1930 bis 1939
Im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom und in Kooperation mit der Kommission für
Zeitgeschichte Bonn und dem Archivio Segreto Vaticano herausgegeben von Thomas Brechenmacher
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