Meta-Suche







Einführung

Als Konsequenz aus dem im vatikanischen Staatssekretariat angewandten Ordnungsprinzip der "Pertinenz" (Aufteilung des Schriftgutes nach Sachbetreffen), nicht der "Provenienz" (Belassen des Schriftgutes in seinem ursprünglichen Entstehungszusammenhang) muß das Corpus der Berichte aus hunderten von Aktenfaszikeln rekonstruiert werden. Erst nach der Rekonstruktion lassen sich, z.B. aus der Abfolge der Protokollziffern und aus den Referenzen, die sich in einzelnen Berichten auf andere Berichte finden, Rückschlüsse auf fehlende Stücke ziehen. Bei dieser Arbeit stellt sich heraus, daß die Berichte Orsenigos nahezu vollständig überliefert sind. Die Protokollnummern aller Stücke werden jeweils nach dem Ausgangsprotokoll erfaßt. Mit dem Amtsantritt Orsenigos im April 1930 eröffnete die Registratur der Berliner Nuntiatur ein neues Ausgangsprotokoll mit der Nummer 1 (Orsenigos erster Bericht nach Rom, vom 26.04.1930, trägt die Protokollnummer 6); im Jahr 1939 begann eine neue Zählreihe, neben der jedoch die alte fortgeführt wurde. Telegramme (Cifrati) erhielten davon unabhängig eine eigene Numerierung. - Einem anderen Protokollierungssystem folgte (und folgt) das vatikanische Staatssekretariat; hier wurden die ausgehenden Schriftstücke jeweils jahrgangsweise gezählt (z.B. 225/1933 etc.); Telegramme unterlagen jedoch auch im Staatssekretariat einer separaten Zählung.

Die Berichte Cesare Orsenigos sowie seiner Mitarbeiter in der Berliner Nuntiatur - vor allem der Consiglieri Luigi Centoz (bis Januar 1932) und Carlo Colli - werden in möglichster Vollständigkeit ediert. Berichte, deren Existenz zwar belegt ist, die jedoch bisher im Archiv nicht wieder aufgefunden wurden, sind zumindest mit Datum, Protokollnummer und, wo möglich, Betreff dokumentiert. Der Schriftwechsel des Staatssekretariats mit der Berliner Nuntiatur wird nur insoweit ediert, als er aussagekräftige Inhalte - Instruktionen, Kommentare, Beurteilungen - enthält. Gängige Praxis des Staatssekretariates war es im Regelfall, die Berichte der Nuntien lediglich mit einer unkommentierten Eingangsbestätigung zu quittieren (die oftmals immerhin vom Kardinalstaatssekretär selbst unterzeichnet war). Derartige Quittierungsschreiben werden in der vorliegenden Edition stillschweigend übergangen. Bei wiederkehrenden, äußerlich stark formalisiert ablaufenden Vorgängen, wie z.B. der Besetzung von Bischofsstühlen (im hier abgedeckten Zeitraum beginnend mit der Bestellung Maximilian Kallers zum Bischof von Ermland während des ersten Halbjahres 1930), werden nur jene Aktenstücke ediert, die das Charakteristische des jeweiligen Vorgangs dokumentieren. Die Wiedergabe des Routineschriftwechsels unterbleibt, bzw., dieser wird - sollte sich dies in Einzelfällen als notwendig erweisen - allein in Regestenform wiedergegeben.

Der den eigentlichen Schriftwechsel flankierende Telegrammwechsel ist in vergleichbarer Vollständigkeit ohne unverhältnismäßig hohen Aufwand nicht mehr zu rekonstruieren. Er wird in der Edition - ohne Anspruch auf Systematik - dokumentiert, wenn Telegramme aufgrund der durch die Dynamik einzelner Ereignisse erforderlichen Dringlichkeit den eigentlichen Schriftwechsel ersetzten oder wenn sie wesentliche Einblicke in die Art des Handelns der Nuntiatur oder der römischen Zentrale unter Zeitdruck erlauben (beispielsweise während des eilig vorangetriebenen Prozesses der Ratifikation des Konkordates mit Baden im Februar und März 1933, unmittelbar vor dem durch die Nationalsozialisten erzwungenen Ende der demokratisch gewählten badischen Regierung).

Ergänzend zum eigentlichen Schriftwechsel zwischen Nuntiatur und Staatssekretariat fließen Aktenstücke - vor allem Schreiben der deutschen Bischöfe an die Nuntiatur oder an das Staatssekretariat sowie umgekehrt Schreiben Pacellis oder Orsenigos an die deutschen Bischöfe - mit ein, die dem besseren Verständnis der behandelten Vorgänge dienen. Oftmals finden sich derartige Stücke in den Anlagen zu den Nuntiaturberichten, wurden entweder von Orsenigo an Pacelli weiter- oder von diesem an die Nuntiatur zurückgereicht. Voraussetzung für die Edition solcher Aktenstücke ist jedoch, daß sie bisher an keinem anderen Ort publiziert wurden. Wird Bezug auf bereits anderweitig veröffentlichte Dokumente genommen, sind deren Fundorte im Kommentar nachgewiesen.

Die vorliegende Edition versteht sich nicht als historisch-kritische Volledition. Die äußere Textgestalt der Dokumente ist nur beschrieben, sofern ihr Bedeutung für den jeweiligen Inhalt zukommt. So sind etwa handschriftliche Korrekturen in den maschinengeschriebenen Konzepten, Aktenvermerke, Anstreichungen nur dann aufgeführt, wenn sich aus ihrer Kenntnis relevante Informationen etwa über die Genese eines Gedankenganges, einer Argumentation, über die Rezeption eines Berichtes im Staatssekretariat oder über die Bewertung einzelner Passagen ableiten lassen. Wurden Texte oder Textteile in verschlüsselter Form versandt, ist dies in der Edition allerdings grundsätzlich vermerkt.

Alle Dokumente werden in ihrer jeweiligen Originalsprache, in der Regel Italienisch, wiedergegeben. Jeweils vorangestellt sind Regesten in deutscher Sprache, die den wesentlichen Inhalt des Dokuments zur schnelleren Orientierung zusammenfassen.

Die formalisierten Ein- und Ausgangsfloskeln des diplomatischen Schriftwechsels fallen durchgehend weg, desgleichen formelhafte Textpassagen, Aufzählungen, ausufernde Beschreibungen von diplomatischen Zeremonien, etc. Auslassungen innerhalb der Texte sind jedoch stets gekennzeichnet; mitunter erscheinen einzelne, weniger wichtige Passagen innerhalb der Texte in deutscher Sprache zusammengefaßt. Offensichtliche Tippfehler und Falschschreibungen, z.B. von Eigennamen, Zeitungen, Parteien, werden stillschweigend korrigiert; orthographische Eigenwilligkeiten Orsenigos (z. B. "perchè" statt "perché"; "nonchè" statt "nonché"; "benchè" statt "benché") werden normalisiert. Hingegen bleibt seine vom Normalitalienischen zum Teil abweichende Interpunktion erhalten.

Die angegebenen Archivsignaturen weisen den Fundort der Stücke exakt nach; die Anlagen befinden sich in der Regel jeweils im Anschluß an die Berichte in den Aktenfaszikeln abgeheftet. Sie werden systematisch erfaßt, jedoch aufgrund ihrer großen Zahl nicht einzeln mit Archivsignaturen nachgewiesen.

Hinweis zur Benutzung und zur Zitierweise

Jedes Dokument der digitalen Edition ist eindeutig definiert durch seine "laufende Nummer" (lfd. Nr. - erstes Feld der Dokumentenansicht). Die "laufende Nummer" wird bei der Erfassung der Dokumente fortschreitend vergeben und legt jedes Dokument im Strukturgefüge der digitalen Edition unverwechselbar fest. Anders als die Protokollnummer ("Prot.nr.") ist die "laufende Nummer" kein Bestandteil der Originaldokumente selbst. Da die Dokumente aus archivalischen wie arbeitstechnischen Gründen nicht in ihrer chronologischen Reihenfolge erfaßt werden können, läßt sich aus der Abfolge der "laufenden Nummern" die chronologische Folge der Dokumente auch nicht generieren (so kann beispielsweise lfd. Nr. 500 ein zeitlich früheres Dokument sein als lfd. Nr. 450). Die chronologische Ordnung der Dokumente ergibt sich ausschließlich aus dem jeweiligen Datum und der Abfolge der Protokollnummern der jeweiligen Serie (Ausgangprotokoll Nuntiatur sowie jahrgangsweise Ausgangsprotokolle des Staatssekretariates).

Folgende Zitierweise der Dokumente der digitalen Edition wird vorgeschlagen:

Schema:
[Dokument], in: Die Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo aus Deutschland, 1930-1939. Im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts Rom und in Kooperation mit der Kommission für Zeitgeschichte Bonn und dem Archivio Segreto Vaticano herausgegeben von Thomas Brechenmacher; [Webadresse], [lfd. Nr. des zitierten Dokuments], [bei wörtlichen Zitaten: Absatznummer]; [Stand: Datum oder Updateversion].

Beispiel:
Orsenigo an Pacelli, Berlin, 28.12.1933, in: Die Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo aus Deutschland, 1930-1939. Im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts Rom in Kooperation mit der Kommission für Zeitgeschichte Bonn und dem Archivio Segreto Vaticano herausgegeben von Thomas Brechenmacher; http://www.dhi-roma.it/orsenigo.html, Dok. Nr. 308, Abs. 1, Stand: 15.03.2006.



Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo
aus Deutschland 1930 bis 1939
Im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom und in Kooperation mit der Kommission für
Zeitgeschichte Bonn und dem Archivio Segreto Vaticano herausgegeben von Thomas Brechenmacher
 Texte | Quellen u. Literatur | Abkürzungen | Impressum | Hilfe |