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lfd. Nr.
424
Prot. Nr.
10632
Sender
Orsenigo
Empfänger
Pacelli
Ort
Berlin
Datum
21.06.1934
Archiv
AA.EE.SS. Germania, Pos. 631, fasc. 147, fol. 76rv
Betreff
Circa propaganda politico-religiosa del Prof. Baumstark di Münster
Regest
Eine Stellungnahme von Adolf Donders über die NS-nahen Positionen Reinhold Baumstarks.
Dokument
1In ossequiosa risposta al venerato Dispaccio di Vostra Eminenza Reverendissima No. l889/34 del 12 corr. mese1
Pacelli an O., 12.06.1934 , mit Bitte um nähere Information über die NS-nahen Aktivitäten eines „Laien“ namens Baumstark an der Universität Münster, auf die er von der Studienkongregation hingewiesen worden war: Baumstark trug den Titel eines Ehrendoktors der theologischen Fakultät der Universität Bonn. Die Studienkongregation hatte die Frage gestellt, ob es aufgrund seiner offenkundigen NS-Nähe gerechtfertigt sei, ihm diesen Titel zu belassen; AA.EE.SS., Germania, Pos. 631, fasc. 147, fol. 74r, sowie die Aufzeichnung der Studienkongregation ebd., 73v. Vgl. zum Fortgang der Angelegenheit Bericht No. 10746 vom 02.07.1934 sowie die Berichte No. 12271 vom 13.01.1935 und 12425 vom 04.02.1935.
, mi onoro di inviare qui acclusa una lettera confidenziale del Rev.mo Mons. Donders, Prevosto del Capitolo di Münster e Professore dell’Università di Münster. Data l’autorità di Mons. Donders sia per il suo carattere sereno sia per la sua condotta prettamente apolitica, la sua lettera mi pare esauriente; d’altra parte essa concorda con le informazioni che io ho assunto anche da altre fonti. Il fanatismo nazionalsocialista con carattere marcatamente anticentrista del Prof. Baumstark è andato crescendo in questi ultimi mesi, fino a farlo credere un maniaco anche presso i suoi amici politici. L’abuso che fa del titolo di Dottore in Teologia mette spesso i poveri Parroci in serio imbarazzo: d’altra parte non è uomo da lasciarsi convincere da parole amichevoli; la sua ostinazione lo accieca. Rimango però dubbioso circa il momento opportuno per applicare la misura suggerita dalla Sacra Congregazione dei Seminari e delle Università degli Studi, atteso che proprio lunedì cominciano le trattative dei Vescovi con il Governo.2
Vgl. Bericht No. 10541 vom 13.06.1934.
Sarebbe anche desiderabile, che l’iniziativa partisse dall’Università di Bonn, lasciando estranea quella di Münster, per non esporre i suoi Colleghi di Università a nuove e certo ancor più improperiose escandescenze.
2Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher
Anhang
1 Donders an O., 19.06.1934 (Abschrift): „Eurer Exzellenz beantworte ich sehr gern umgehend die gestellte Frage bezüglich des Herrn B. Da seine ganze Persönlichkeit und Tätigkeit in gegenwärtiger Zeit der Oeffentlichkeit angehört, und er andererseits als Katholik und Führer in der Papen´schen A.K.D. (= Arbeitsgemeinschaft Katholischer Deutscher) bekannt ist, so bezieht sich eigentlich seine ganze Wirksamkeit auf den Katholizismus, bezw. w ird diesen in weiten Kreisen zur Last gelegt, die nicht mit ihm übereinstimmen. Er ist für die Universität der Gauleiter, und zugleich Dekan der Philosophischen Fakultät. Als solcher führt er im Gedanken des „Führerprinzips“ beständig Neuerungen bedenklichster Art ein. So verlangt er jetzt auch von den Theologen den Besuch einer politischen Vorlesung, und hat die Studierenden des Collegium Borromäum öffentlich beschimpft, als sie wegen der Hausordnung einige Minuten vor 13 Uhr unauffällig das Kolleg verlassen wollten. Auch die Ordensfrauen werden gezwungen, eine solche politische Vorlesung zu hören.Als Gauleiter für die Universität bekämpft B. mit einer nicht nachlassenden Gewalt und Schärfe ununterbrochen die beiden Theologieprofessoren Weber, Direktor des Caritasverbandes, und Schreiber, den früheren Abgeordneten, und will sie um jeden Preis beseitigen.Die grösste Verwirrung richtet B. in den Städten und Dörfern unserer Diözese an, wo er seit langem immer wieder öffentliche Reden hält. Dabei lässt er sich stets als Doktor der katholischen Theologie ankündigen. Die Folge war, dass in den ersten Zeiten und auch heute dort, wo man noch nicht genau Bescheid weiß, die Besucher der Versammlung glaubten, es käme ein geistlicher Professor der Kath.-Theol. Fakultät, was für uns und unsern Ruf ausserordentlich peinlich und schädlich war. Diese Verwirrungen gehen auch jetzt noch weiter.Der Gesamteindruck der Tätigkeit und des Auftretens B.s ist auch für alle ruhig denkenden und auch seine näheren Freunde ein absolut pathologischer. Da der Mann stets mit einem Brevier in der Hand umherläuft und auffallend den Gottesdiensten beiwohnt, haben schon öfters Gläubige, Geistliche und Laien die Forderung gestellt, ihm die Kommunion nicht mehr zu reichen, weil sein religiöses Leben von einem solchen infernalen Hass gegen alle diejenigen erfüllt ist, die er beseitigen möchte, wenn sie nicht zu seiner N.S.D.A.P. gehören wollen. Sein Leben, Reden und Wirken ermangelt jeglichen Geistes der einfachsten und notwendigsten christlichen Liebe.Neuerdings beschwert B. sich darüber, daß der Dekan der kath.-theol. Fakultät, Prälat Schneider, (früher an der Rota in Rom), nicht Pg. (Parteigenosse) sei und werden wolle. Den vorhergehenden Dekan, Professor Stapper, fuhr er jüngst bei einer freundlichen, ruhigen Frage über die mangelnde Ordnung bei den Studenten erregt an: „Warten Sie nur, in wenigen Monaten baumelt Ihr katholischen Geistlichen an den Laternenpfählen“! Man kann sagen, dass die ganze Universität, Dozenten und Studenten, erregt sind über die Haltung und Tätigkeit B.s auf der ganzen Linie, der seinerseits aber alle im Namen des Führerprinzips zwingt und den Kampf schonungslos mit allen erdenklichen Mitteln führt.Wie ich es hier Eurer Exzellenz dargestellt habe, ist es die übereinstimmende Auffassung unserer gesamten katholisch-theologischen Fakultät. Es hat aber niemand, auch der Bischof nicht, auf B. den geringsten Einfluss. Denn es ist überhaupt in jeder Weise unmöglich, ruhig mit ihm etwas zu beraten oder zu besprechen.“ Ebd., fol. 78r-79r.

1 Pacelli an O., 12.06.1934 , mit Bitte um nähere Information über die NS-nahen Aktivitäten eines „Laien“ namens Baumstark an der Universität Münster, auf die er von der Studienkongregation hingewiesen worden war: Baumstark trug den Titel eines Ehrendoktors der theologischen Fakultät der Universität Bonn. Die Studienkongregation hatte die Frage gestellt, ob es aufgrund seiner offenkundigen NS-Nähe gerechtfertigt sei, ihm diesen Titel zu belassen; AA.EE.SS., Germania, Pos. 631, fasc. 147, fol. 74r, sowie die Aufzeichnung der Studienkongregation ebd., 73v. Vgl. zum Fortgang der Angelegenheit Bericht No. 10746 vom 02.07.1934 sowie die Berichte No. 12271 vom 13.01.1935 und 12425 vom 04.02.1935.
2 Vgl. Bericht No. 10541 vom 13.06.1934.
Biographien (5):Sachdatensätze (1):

Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo
aus Deutschland 1930 bis 1939
Im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom und in Kooperation mit der Kommission für
Zeitgeschichte Bonn und dem Archivio Segreto Vaticano herausgegeben von Thomas Brechenmacher
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