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lfd. Nr.
381
Prot. Nr.
9722
Sender
Orsenigo
Empfänger
Pacelli
Ort
Berlin
Datum
26.02.1934
Archiv
AA.EE.SS. Germania, Scatole 1, fol. 127rv
Betreff
Tentativi di trattative private
Regest
Hinweise auf Versuche der Regierung, am Hl. Stuhl vorbei separate Verhandlungsergebnisse mit dem Episkopat über die Zukunft der katholischen Jugendorganisationen zu erzielen; weitere Nachrichten über die Situation der katholischen Jugend in Deutschland.
Dokument
1Mi reco a premura di trasmettere a Vostra Eminenza Reverendissima il qui accluso foglio1
Im Faszikel befindet sich keine Anlage. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei dem von O. übersandten Dokument um das wenig später auch Schulte anonym zugestellte und von diesem nach Rom übermittelte Memorandum betr. Vereinbarungen zwischen Papen und von Schirach; vgl. Schulte an Pacelli, 27.02.1934, sowie Bericht No. 9756 vom 02.03.1934.
, che mi fu inviato oggi. Ritengo che, oltre il Vescovo di Aquisgrana, altri Ordinari siano stati interrogati su questo argomento, non ufficialmente dal Governo, ma da privati per incarico del Vicecancelliere Signor von Papen.2
Der Bericht ist vor dem Hintergrund der taktisch motivierten Initiative Baldur von Schirachs zu verstehen, durch ein an Vizekanzler von Papen adressiertes Schreiben vom 20.02.1934 scheinbare Zugeständnisse an den Episkopat zu signalisieren, um im Gegenzug doch noch die vollständige Eingliederung der katholischen Jugendorganisationen in die HJ zu erreichen. Papen war zunächst mit der Absicht gescheitert, Schulte (und möglicherweise auch andere Bischöfe) zu einer halboffiziellen Verhandlungsrunde mit Buttmann, ohne Rückkopplung mit dem Hl. Stuhl, nach Berlin einzuladen (vgl. Schulte an Pacelli, 27.02.1934). Die „Briefvariante“ wurde offensichtlich im Anschluß an diesen vergeblichen Versuch realisiert. Papen ließ den Schirach-Brief „unbedingt vertraulich“ an ausgewählte Bischöfe übermitteln, in der Absicht, über das Angebot des „Reichsjugendführers“ zunächst innerhalb des Episkopats einen Konsens zu erzielen, so daß Buttmann seine nächste Vehandlungsrunde in Rom mit einem in Deutschland „vorverhandelten“ Ergebnis hätte antreten können. Diese Absicht geht aus dem Begleitschreiben des „Strohmannes“ Papens hervor – Roderich Graf Thun, Reichsgeschäftsführer der „Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher“ –, der den Schirach-Brief an Gröber sandte, mit der expliziten Bitte an diesen, „für die dringende Notwendigkeit einer neuen endgültigen Regelung Verständnis zu wecken“, so daß es schließlich erreichbar sei, „endlich zu einem beiderseitig zufriedenstellenden Abschluß zu kommen.“ Thun an Gröber, 24.03.1934, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 607, hier beiliegend: von Schirach an Papen, 20.02.1934 (ebd., S. 208). Zur Einordnung vgl. Conrad, Der Kampf um die Kanzeln, S. 108/109; weitere Hinweise bei Brechenmacher (Hg.), Unveröffentlichte Dokumente aus dem Nachlaß des Ministerialdirektors Rudolf Buttmann, S. 236, Anm. 266.
Voglio sperare che tutti abbiano espresso la riserva, che le trattative non possono esser conchiuse che dalla Santa Sede e che – almeno gli Arcivescovi – avranno anche preso occasione per far conoscere le preoccupazioni per quanto riguarda la Hitler-Jugend.
2Sua Eccellenza Monsignor Vescovo di Rottenburg ha avvertito in data 21 corr. le sue Organizzazioni giovanili di conservare con fermezza la loro fedeltà alle loro singole Associazioni, la cui esistenza è legalmente assicurata dal Concordato, aggiungendo che le trattative fra il Ministero degli Interni e Roma non sono ancora conchiuse. La raccomandazione tornerà utile ai giovani, ma soprattutto ai Genitori, i quali – come mi diceva recentemente il Rev. Clemens Segretario della Federazione giovanile di Germania – preoccupati del futuro cominciano a far pressione per trasferire i loro figli nelle Associazioni statali.3
Generalsekretär Clemens war am 17.02.1934 bei O. gewesen; vgl. Roth, Katholische Jugend, S. 76.
Anhang

1 Im Faszikel befindet sich keine Anlage. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei dem von O. übersandten Dokument um das wenig später auch Schulte anonym zugestellte und von diesem nach Rom übermittelte Memorandum betr. Vereinbarungen zwischen Papen und von Schirach; vgl. Schulte an Pacelli, 27.02.1934, sowie Bericht No. 9756 vom 02.03.1934.
2 Der Bericht ist vor dem Hintergrund der taktisch motivierten Initiative Baldur von Schirachs zu verstehen, durch ein an Vizekanzler von Papen adressiertes Schreiben vom 20.02.1934 scheinbare Zugeständnisse an den Episkopat zu signalisieren, um im Gegenzug doch noch die vollständige Eingliederung der katholischen Jugendorganisationen in die HJ zu erreichen. Papen war zunächst mit der Absicht gescheitert, Schulte (und möglicherweise auch andere Bischöfe) zu einer halboffiziellen Verhandlungsrunde mit Buttmann, ohne Rückkopplung mit dem Hl. Stuhl, nach Berlin einzuladen (vgl. Schulte an Pacelli, 27.02.1934). Die „Briefvariante“ wurde offensichtlich im Anschluß an diesen vergeblichen Versuch realisiert. Papen ließ den Schirach-Brief „unbedingt vertraulich“ an ausgewählte Bischöfe übermitteln, in der Absicht, über das Angebot des „Reichsjugendführers“ zunächst innerhalb des Episkopats einen Konsens zu erzielen, so daß Buttmann seine nächste Vehandlungsrunde in Rom mit einem in Deutschland „vorverhandelten“ Ergebnis hätte antreten können. Diese Absicht geht aus dem Begleitschreiben des „Strohmannes“ Papens hervor – Roderich Graf Thun, Reichsgeschäftsführer der „Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher“ –, der den Schirach-Brief an Gröber sandte, mit der expliziten Bitte an diesen, „für die dringende Notwendigkeit einer neuen endgültigen Regelung Verständnis zu wecken“, so daß es schließlich erreichbar sei, „endlich zu einem beiderseitig zufriedenstellenden Abschluß zu kommen.“ Thun an Gröber, 24.03.1934, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 607, hier beiliegend: von Schirach an Papen, 20.02.1934 (ebd., S. 208). Zur Einordnung vgl. Conrad, Der Kampf um die Kanzeln, S. 108/109; weitere Hinweise bei Brechenmacher (Hg.), Unveröffentlichte Dokumente aus dem Nachlaß des Ministerialdirektors Rudolf Buttmann, S. 236, Anm. 266.
3 Generalsekretär Clemens war am 17.02.1934 bei O. gewesen; vgl. Roth, Katholische Jugend, S. 76.
Biographien (9):Sachdatensätze (1):

Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo
aus Deutschland 1930 bis 1939
Im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom und in Kooperation mit der Kommission für
Zeitgeschichte Bonn und dem Archivio Segreto Vaticano herausgegeben von Thomas Brechenmacher
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