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lfd. Nr.
1201
Prot. Nr.
Cifrati No. 136, 138, 139, 140, 141 – Dechiffres
Sender
Orsenigo
Empfänger
Pacelli
Ort
Berlin
Datum
30.06.1934
Archiv
AA.EE.SS. Germania, Pos. 661-663, fol. 23r-28r – Druck bei Sale; Hitler, la Santa Sede e gli ebrei, Dok. No. 67, 68, 70, 71, 72
Betreff
s. ogg.
Regest
“Röhm Putsch” – Der Mord an Erich Klausener.1
O. berichtete, um möglichste Aktualität bemüht, in den Tagen nach den politischen Morden des 30.06.1934 vorwiegend in Form von Telegrammen. Diese Telegramme, die einen Eindruck von der vagen Informationslage der erste Julitage vermitteln, werden hier hintereinandergestellt in einem Textdokument ediert. Der erste ausführlichere Bericht O.s über den Mord an Klausener stammt vom 06.07.1934, Prot. No. 10772.
Dokument
1Cifrato No. 136, 30.06.1934
2Oggi Governo ha con una cruente azione repressi preparativi della rivoluzione che dicevasi fosse imminente. Ministro Capo S.A. ......2
Auslassung in der Dechiffre; möglicherweise liegt an dieser Stelle ein Fehler in der telegraphischen Übertragung vor.
. altri Ministri rimangono.
3Governo pubblica che molti arrestati si suicidarono; Presidente Azione Cattolica Klausener fu trovato ucciso nel suo ufficio con a fianco un revolver.3
Vgl. den detaillierten Bericht O.s zum Klausener-Mord, No. 10832 vom 12.07.1934 sowie den Kommentar dort.
4Cifrato No. 138, 01.07.1934
5Il caso Presidente Azione Cattolica non fu ancora fatto conoscere al pubblico.
6Risulta che fu ucciso da due persone alle ore 13.
7La polizia ha iniziato inchiesta sequestrando nella casa materiale Azione Cattolica.4
Vgl. Bericht No. 10868 vom 18.07.1934.
8Cifrato No. 139, 03.07.1934
9Faccio seguito mio confidenziale che Klausener risulterebbe implicato complotto politico. È difficile dovunque dimostrarvi (sic)5
Offensichtlich eine Anmerkung des Dechiffreurs.
. Potenza estera implicata complotto è la Francia.6
Zu einer angeblichen Verschwörung Röhms und Schleichers mit dem französischen Botschafter vgl. Cifrato No. 144 vom 18.07.1934.
10Cifrato No. 140, 04.07.1934
11Governo non ha ancora pubblicato alcuna notizia circa morte Presidente Azione Cattolica.
12I testimoni del presunto suicidio7
Pacelli nahm zum Mord an Klausener nicht öffentlich Stellung; allerdings zeigt die Haltung des „Osservatore Romano“ recht deutlich, was auf der politischen Leitungsebene des Hl. Stuhls über den Versuch der Nationalsozialisten gedacht wurde, die Tat als Selbstmord darzustellen. Bereits am 02.07.1934 kommentierte der OR, daß Meldungen über einen angeblichen Selbstmord Klauseners nicht einmal eines Dementis bedürften, weil ihre Absurdität völlig offensichtlich sei. „Wie der Glaube und das Programm der Katholischen Aktion ausschließen, daß sich diese in Deutschland wie in jedem anderen Land an politischen Bewegungen beteiligen, so schließen auch das Bekenntnis und die Lebenshaltung ihrer Mitglieder jegliche Wahrscheinlichkeit eines Selbstmordes aus.“ Daß Klausener sich das Leben genommen haben solle, sei eine „doppelte Diffamierung“ (OR, 02./03.07.1934, S. 1). Am 16.07. kritisierte der OR ohne Umschweife die Hitler-Rede im Reichstag vom 13.07. (vgl. Bericht No. 10832 vom 12.07.1934) als unzureichend: weder sei aus den Ausführungen des Reichkanzlers das angebliche Komplott erklärt noch sei hinreichend erörtert worden, warum nicht eine Gefangennahme der Verantwortlichen und ein ordentliches Gerichtsverfahren gegen sie ausreichend gewesen sei. Im Fall Klausener seien die Katholiken durch die Rede Hitlers „enttäuscht“ worden. Festzuhalten sei: Klausener sei weder Selbstmörder noch Verschwörer gewesen. Diesen Kommentar widmete der OR dem Andenken Klauseners (OR, 16./17.07.1934, S. 1).
sarebbero i due entrati nei suo ufficio; ove poi rintronò il colpo.
13I parenti dichiarono che il Presidente non ha mai posseduto armi.
14I funerali non avranno luogo; molte vittime furono già cremate.
15Incertezza circa partecipazione complotto rende cattolici riservati.
16Cifrato No. 141, 06.07.1934
17Cadavere del povero Klausener fu cremato martedì senza che i parenti potessero prima vederlo.8
Vgl. Bericht No. 10797 vom 07.07.1934 und den Kommentar dort.
Ancora nessun comunicato del Governo nei giornali circa morte Klausener. La Curia teme che aspetti dal popolo eccitato qualche reazione per poi procedere alla repressione.
18Fu arrestato anche Probst del D.J.K. di Duesseldorf.
Anhang

1 O. berichtete, um möglichste Aktualität bemüht, in den Tagen nach den politischen Morden des 30.06.1934 vorwiegend in Form von Telegrammen. Diese Telegramme, die einen Eindruck von der vagen Informationslage der erste Julitage vermitteln, werden hier hintereinandergestellt in einem Textdokument ediert. Der erste ausführlichere Bericht O.s über den Mord an Klausener stammt vom 06.07.1934, Prot. No. 10772.
2 Auslassung in der Dechiffre; möglicherweise liegt an dieser Stelle ein Fehler in der telegraphischen Übertragung vor.
3 Vgl. den detaillierten Bericht O.s zum Klausener-Mord, No. 10832 vom 12.07.1934 sowie den Kommentar dort.
4 Vgl. Bericht No. 10868 vom 18.07.1934.
5 Offensichtlich eine Anmerkung des Dechiffreurs.
6 Zu einer angeblichen Verschwörung Röhms und Schleichers mit dem französischen Botschafter vgl. Cifrato No. 144 vom 18.07.1934.
7 Pacelli nahm zum Mord an Klausener nicht öffentlich Stellung; allerdings zeigt die Haltung des „Osservatore Romano“ recht deutlich, was auf der politischen Leitungsebene des Hl. Stuhls über den Versuch der Nationalsozialisten gedacht wurde, die Tat als Selbstmord darzustellen. Bereits am 02.07.1934 kommentierte der OR, daß Meldungen über einen angeblichen Selbstmord Klauseners nicht einmal eines Dementis bedürften, weil ihre Absurdität völlig offensichtlich sei. „Wie der Glaube und das Programm der Katholischen Aktion ausschließen, daß sich diese in Deutschland wie in jedem anderen Land an politischen Bewegungen beteiligen, so schließen auch das Bekenntnis und die Lebenshaltung ihrer Mitglieder jegliche Wahrscheinlichkeit eines Selbstmordes aus.“ Daß Klausener sich das Leben genommen haben solle, sei eine „doppelte Diffamierung“ (OR, 02./03.07.1934, S. 1). Am 16.07. kritisierte der OR ohne Umschweife die Hitler-Rede im Reichstag vom 13.07. (vgl. Bericht No. 10832 vom 12.07.1934) als unzureichend: weder sei aus den Ausführungen des Reichkanzlers das angebliche Komplott erklärt noch sei hinreichend erörtert worden, warum nicht eine Gefangennahme der Verantwortlichen und ein ordentliches Gerichtsverfahren gegen sie ausreichend gewesen sei. Im Fall Klausener seien die Katholiken durch die Rede Hitlers „enttäuscht“ worden. Festzuhalten sei: Klausener sei weder Selbstmörder noch Verschwörer gewesen. Diesen Kommentar widmete der OR dem Andenken Klauseners (OR, 16./17.07.1934, S. 1).
8 Vgl. Bericht No. 10797 vom 07.07.1934 und den Kommentar dort.
Biographien (4):Sachdatensätze (2):

Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo
aus Deutschland 1930 bis 1939
Im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom und in Kooperation mit der Kommission für
Zeitgeschichte Bonn und dem Archivio Segreto Vaticano herausgegeben von Thomas Brechenmacher
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