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lfd. Nr.
1194
Prot. Nr.
524/34
Sender
Pacelli
Empfänger
Schulte
Ort
Città del Vaticano
Datum
19.02.1934
Archiv
AA.EE.SS. Germania, Pos. 647, fasc. 175, fol. 26r-28r – msl. Konzept
Betreff
s.ogg.
Regest
Vollmacht zu weiteren Verhandlungen mit Hitler.
Dokument
1Euerer Eminenz beehre ich mich in Beantwortung des in Ihrem Auftrag hierher gerichteten Schreibens vom 13. d. M., dessen Eingang samt Anlagen ich dankend bestätige,1
Das genannte Schreiben einschließlich der Anlage befindet sich nicht im Faszikel. Dem Inhalt den Schreibens Pacellis nach zu schließen, hatte ihn Schulte (allem Anschein nach durch Übersendung einer Abschrift) von einem Brief von Papens an ihn vom 09.02.1934 in Kenntnis gesetzt, in dem der Vizekanzler seinerseits – unterrichtet durch Hitler – die vorangegangene Unterredung Schulte-Hitler vom 07.02.1934 (vgl. Bericht No. 9538 vom 08.02.1934) rekapitulierte und daran anknüpfend weitere Verhandlungsschritte erwog; Druck dieses Briefes in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 879-881.
nach Vorlage bei dem Heiligen Vater weisungsgemäss folgendes zur gefl. Kenntnis zu bringen:
2Der Heilige Vater ist damit einverstanden, dass die in Aussicht genommenen Rücksprachen erfolgen.2
Papen hatte in dem Schreiben an Schulte (s. vorangehende Anm.) im Auftrag des Reichskanzlers angeregt, Schulte möge „als der Beauftragte und der Sprecher des deutschen Episkopats die gestern gewonnene Fühlung mit ihm [Hitler, ThB] vertiefen und fortsetzen.“ (Ebd., S. 880).
Er geht dabei von der Voraussetzung aus, dass
31) der Konkordatsinhalt und die in ihm anerkannten Rechte und Freiheiten der Kirche voll gewahrt bleiben;
42) dass die authentische Auslegung des Konkordats lediglich des Sache des Hl. Stuhles ist;
53) dass die aus den Besprechungen etwa hervorgehenden Lösungsvorschläge der Prüfung des Hl. Stuhles unterliegen, der gegebenenfalls ein Abkommen selbst zu vollziehen haben würde.
6Angesichts der besonderen Schwere der Lage, die das Vaterherz des Obersten Hirten mit banger Sorge erfüllt, gibt Hochderselbe seiner festen Zuversicht Ausdruck, dass in dieser entscheidungsvollen Stunde, wo das Seelenheil Ungezählter in Gefahr ist, der Hochwürdigste Episkopat Deutschlands nicht nur in seiner eigenen grundsätzlichen Einstellung, sondern auch in seiner Haltung nach aussen ein leuchtendes Beispiel jener übernatürlichen Einheit bietet, die der Gegenstand des hohepriesterlichen Sterbegebetes des Erlösers am Vorabend zu Seinem bitteren Leiden war. Von diesem Beispiel wird Licht und Klarheit, Tröstung und Stärke in die schwergeprüften Herzen der Priester und der Gläubigen überstrahlen und jene übernatürliche, allen Belastungen gewachsene Seelengemeinschaft zwischen Hirten und Herde erstehen, welche die großen Leidenszeiten der Kirche Christi so oft zum Vorhof neuer Aufstiege und gnadenvoller Siege werden liessen.
7Aus den beigefügten Anlagen ersehe ich mit Befriedigung dass Seine Eminenz der hochwürdigste Herr Vorsitzende der Fuldaer Bischofskonferenz auch seinerseits Gelegenheit haben wird, in einer Rücksprache mit dem Herrn Reichskanzler die vom Hl. Stuhl begonnenen Verhandlungen in wichtigen Lebensfragen der katholischen Kirche in Deutschland zu unterstützen3
In dem Papen-Schreiben war ebenfalls davon die Rede, daß auch Bertram ein erwünschter Gesprächspartner Hitlers sei (ebd., S. 881). Allerdings kam in der Folgezeit weder ein weiteres Gespräch des Kanzlers mit Schulte noch mit Bertram zustande.
und dass durch vertrauensvollen Gedankenaustausch zwischen Euerer Eminenz und ihm die methodische Einheitlichkeit der beiderseitigen Bemühungen gesichert ist.
Anhang

1 Das genannte Schreiben einschließlich der Anlage befindet sich nicht im Faszikel. Dem Inhalt den Schreibens Pacellis nach zu schließen, hatte ihn Schulte (allem Anschein nach durch Übersendung einer Abschrift) von einem Brief von Papens an ihn vom 09.02.1934 in Kenntnis gesetzt, in dem der Vizekanzler seinerseits – unterrichtet durch Hitler – die vorangegangene Unterredung Schulte-Hitler vom 07.02.1934 (vgl. Bericht No. 9538 vom 08.02.1934) rekapitulierte und daran anknüpfend weitere Verhandlungsschritte erwog; Druck dieses Briefes in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 879-881.
2 Papen hatte in dem Schreiben an Schulte (s. vorangehende Anm.) im Auftrag des Reichskanzlers angeregt, Schulte möge „als der Beauftragte und der Sprecher des deutschen Episkopats die gestern gewonnene Fühlung mit ihm [Hitler, ThB] vertiefen und fortsetzen.“ (Ebd., S. 880).
3 In dem Papen-Schreiben war ebenfalls davon die Rede, daß auch Bertram ein erwünschter Gesprächspartner Hitlers sei (ebd., S. 881). Allerdings kam in der Folgezeit weder ein weiteres Gespräch des Kanzlers mit Schulte noch mit Bertram zustande.
Biographien (3):Sachdatensätze (1):

Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo
aus Deutschland 1930 bis 1939
Im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom und in Kooperation mit der Kommission für
Zeitgeschichte Bonn und dem Archivio Segreto Vaticano herausgegeben von Thomas Brechenmacher
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