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lfd. Nr.
104
Prot. Nr.
7173
Sender
Orsenigo
Empfänger
Pacelli
Ort
Berlin
Datum
08.05.1933
Archiv
AA.EE.SS. Germania, Pos. 643, fasc. 157, fol. 107r-108v – Druck bei Sale, Hitler, la Santa Sede e gli Ebrei, Nr. 39
Betreff
Il Governo e la Chiesa Cattolica
Regest
Konferenz der Diözesanvertreter in Berlin, 25./26. April; Wie soll die katholische Vereins- und Verbandsstruktur in Deutschland künftig aussehen? Katholische Aktion? Gespräche Bernings mit Vertretern der Regierung; Unterredung mit Hitler am 26. April; weitgreifende Zusicherungen Hitlers.
Dokument
1In preparazione alla Conferenza di Fulda fu tenuta a Berlino il 25 ed il 26 aprile un’adunanza di rappresentanti delle varie archidiocesi, presieduta da Sua Eccellenza Monsignor Guglielmo Berning, Vescovo di Osnabrück, in cui furono tracciate alcune norme per l’atteggiamento o la eventuale trasformazione delle varie organizzazioni cattoliche, in conformità alle esigenze dell’ora presente.1
Vgl. zu dieser Versammlung das Protokoll des Breslauer Domkapitulars Negwer, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 87–103, sowie die Berichte Föhrs und Riemers, ebd., S. 104–122.
Pare si voglia finalmente dare forma concreta, precisa ed omogenea ai vari tentativi sporadici, che già esistono di Azione Cattolica;2
Die Versammlung, an der die Bischöfe Berning, Schreiber und Kaller sowie hochrangige Vertreter der einzelnen Kirchenprovinzen teilnahmen, diskutierte drei Vorschläge zur Neuorganisation der katholischen Vereins- und Verbandsarbeit. Am meisten Zustimmung konnte der Vorschlag Bischof Kallers auf sich vereinigen, eine Katholische Aktion in Deutschland nach dem Vorbild Italiens aufzubauen (Plan Kallers, in: Stasiewski [Bearb.], Akten deutscher Bischöfe I, S. 845-847). Die Skepsis, ob ein derartiger Plan unter den vorwaltenden Umständen wirklich ausführbar sei, blieb trotzdem bestehen (z.B. bei Domkapitular Negwer). Beschlossen wurde schließlich, bis zur Frühjahrskonferenz der Fuldaer Bischofskonferenz Ende Mai einen „fertigen Plan für Volksbund und katholische Aktion“ vorzulegen (Bericht Föhrs, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 110-114, Zit. S. 112). Vgl. auch Protokoll Negwers, ebd., S. 92–94; Bericht Riemers, ebd., S. 120. Ein entsprechendes Gutachten, auf Basis des Kaller-Planes ausgearbeitetes Gutachten wurde am 31. Mai in Fulda diskutiert. Vgl. Protokoll der [1.] Plenarkonferenz des deutschen Episkopates, Fulda, 30.03. bis 01.06.1933, in: ebd., S. 196-210, hier S. 204.
è da sperare che questa Azione Cattolica, anche se nata più sotto la pressione dei tempi nuovi, che non da una spontanea adesione ai ripetuti e non nuovi inviti pontifici, abbia veramente a foggiarsi, come lo indicano le ben chiare ed universali istruzioni della Santa Sede, pure tenendo calcolo di qualche lieve modificazione imposta dall’opportunità di utilizzare le principali e più adatte organizzazioni, che già esistono.
2Alcuni dei convenuti a Berlino, con a capo il Vescovo di Osnabrück, si recarono poi dal Governo per esporre gli intendimenti dei cattolici e prendere quei contatti, che si ritenevano necessari per ovviare forse malintesi ed ingrate sorprese. Ebbero occasione di parlare col Ministro del Culto dello Stato di Prussia, Dr. Rust,3
Am 26.04. sprach Bischof Berning bei Kultusminister Rust vor. Vgl., mit den Ergebnissen der Besprechung, das Protokoll Negwers, in: Stasiewski [Bearb.], Akten deutscher Bischöfe I, S. 97–100.
col Vice-Cancelliere von Papen,4
Am 25.04. abends sprachen die Bischöfe Berning und Kaller mit Vizekanzler von Papen. Vgl., mit den Ergebnissen der Besprechung, das Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 96/97, sowie den Bericht Föhrs, ebd., S. 114.
col Ministro Göring 5
Über das Gespräch Bernings und Steinmanns mit Göring am 26.04. abends liegt keine Aufzeichnung vor. Vgl. das Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 103, sowie den Bericht Föhrs,. ebd., S. 115.
e col Cancelliere Hitler.6
Bischof Berning und der Berliner Generalvikar Paul Steinmann sprachen am Nachmittag des 26.04. mehr als eine Stunde lang mit Hitler. Die Ergebnisse, aufgezeichnet von einem der beiden kirchlichen Teilnehmer, sind im Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 100-103, niedergelegt. Auch von staatlicher Seite ist eine Aktennotiz zu dem Gespräch überliefert. Vgl. Müller, Katholische Kirche und Nationalsozialismus, S. 120-122.
L’esito delle conversazioni fu messo a verbale, con l’impegno di non pubblicarlo, ma con l’intesa di comunicarlo privatamente ai singoli Ordinari. Credo possa interessare Vostra Eminenza Reverendissima conoscere qualcuna delle risposte e degli apprezzamenti espressi dal Cancelliere Hitler e messi a verbale.7
O. gibt im folgenden die im Negwer-Protokoll ausführlich festgehaltenen Ergebnisse der Aussprache Bernings und Steinmanns mit Hitler zusammengefaßt wieder. Offensichtlich hat dem Nuntius das Protokoll vorgelegen.
3Egli disse fra l’altro di essere profondamente convinto, che senza cristianesimo non può costruirsi né una vita privata, né quella di uno Stato, e specialmente lo Stato tedesco non è concepibile nella sua storia e nel suo ulteriore sviluppo senza la solida base del Cristianesimo ...8
Im Protokoll Negwers lautet die entsprechende Stelle: „Denn er sei auf das festeste davon überzeugt, daß ohne Christentum weder ein persönliches Leben noch ein Staat aufgebaut werden könne, und besonders der Deutsche Staat sei in seiner Geschichte und bei seinem weiteren Bestande ohne die feste Basis des Christentums gar nicht denkbar“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 101).
4Dal suo studio della storia egli si è formato la convinzione che il Cristianesimo, cioè le chiese cristiane negli ultimi secoli non hanno più la forza e la vigoria di respingere da sole le potenze avverse allo stato ed al cristianesimo ed esse credettero dalla Riforma in poi di poter combattere il Liberalismo, il Socialismo ed il Bolscevismo con le sole armi spirituali. Dove abbia condotto questo concetto lo mostra – a suo giudizio – la Spagna, che sta alla soglia del Bolscevismo, il quale minaccia pure la Polonia e la Rumenia. E qui accennò all’audacia del bolscevismo in Germania, ricordando l’incendio del Reichstag ed i tremila quintali di materia esplosiva rubata e di cui finora solo trecento furono ricuperati.9
„Aber er habe aus seinem geschichtlichen Studium auch die Erkenntnis gewonnen, daß das Christentum bzw. die christlichen Kirchen in den letzten Jahrhunderten nicht mehr die Kraft und die Entschlossenheit aufgebracht hätten, die feindlichen Mächte gegen Staat und Christentum von sich aus zu überwinden, und sie hätten geglaubt, seit der Reformation mit geistigen Waffen allein Liberalismus, Sozialismus und Bolschewismus überwinden zu sollen. Wohin das geführt habe, zeigt das Beispiel Spaniens, das unmittelbar vor dem Bolschewismus stände, während die Gefahr des Bolschewismus ebenfalls sehr nahe bevorstehe in Polen und Rumänien. [...] Wie groß die Gefahr des Bolschewismus auch bei uns gewesen sei und noch sei, zeigt die Tatsache, die anläßlich des Reichstagsbrandes bekannt geworden, aber nicht veöffentlicht worden sei. Wenn er nicht zugegriffen hätte, wären in derselben Nacht noch an unzähligen Stellen Brände und Plünderungen entstanden. Von 3000 gestohlenen Zentnern Sprengstoff seien erst 300 Zentner gefunden“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 101).
5Circa la questione giudaica asserì che egli considera i Giudei come nocivi; ricordò l’atteggiamento della Chiesa Cattolica fino al 1500, deplorò che il liberalismo non abbia visto questo pericolo e conchiuse che egli vede nei rappresentanti di questa razza un pericolo per lo stato e per la Chiesa e che perciò ritiene di rendere forse, così agendo, un grandissimo servizio al Cristianesimo.10
„Man hat mich wegen Behandlung der Judenfrage angegriffen. Die katholische Kirche hat 1500 Jahre lang die Juden als Schädlinge angesehen, sie ins Ghetto gewiesen usw., da hat man erkannt, was die Juden sind. In der Zeit des Liberalismus hat man diese Gefahr nicht mehr gesehen. [...] Ich stelle nicht die Rasse über die Religion, sondern ich sehe die Schädlinge in den Vertretern dieser Rasse für Staat und Kirche, und vielleicht erweise ich dem Christentum den größten Dienst“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 101/102). – An dieser Stelle übersetzt O. ungenau: Hitler: „1500 Jahre lang“ – Orsenigo: „bis [zum Jahr] 1500“. Sachlich sind beide Aussagen unzutreffend. Vgl. Brechenmacher, Das Ende der doppelten Schutzherrschaft, bes. S. 1–25.
6Circa il Cristianesimo si dichiarò convinto della grande potenza e del profondo senso della religione cristiana e ripudiò quindi il libro di Rosenberg 11
Alfred Rosenberg: Der Mythus des 20. Jahrhunderts. Eine Wertung der seelisch-geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit, München 1930, diverse weitere Aufl.
(uno dei dirigenti del nazional-socialismo), che disse scritto non come un libro del partito. Dichiarò esser suo desiderio di evitare ogni conflitto fra le confessioni religiose e che non intende punto intromettersi per mezzo di Commissari nelle Chiese, come è momentaneamente avvenuto nel Mecklenburg.12
„Ich bin durchaus überzeugt von der großen Macht und der tiefen Bedeutung der christlichen Religion. [...] deshalb lehne ich ab das Buch von Rosenberg. [...] Es ist kein Parteibuch. [...] Mein Wunsch ist, daß kein konfessioneller Kampf veranstaltet wird. [...] Es wird in keiner Weise daran gedacht, durch Kommissare in die Kirche einzugreifen, wie in Mecklenburg vorübergehend geschehen ist“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 102). – Vgl., zu den Ereignissen in Mecklenburg, Hermelink (Hg.), Kirche im Kampf, S. 34.
7Come cattolico non arrivò mai a comprendere la chiesa evangelica e la sua struttura ... Asserì che manterrà la sua parola, di difendere cioè i diritti e la libertà delle chiese, finché non avrà nulla a temere dalla loro libertà.13
„Als Katholik kann ich mich überhaupt in die evangelische Kirche und ihre Struktur nicht hineinfinden. [...] Er [Hitler] steht zu seinem Wort: Ich werde die Rechte und die Freiheit der Kirche schützen und nicht antasten lassen, so daß Sie keine Befürchtungen wegen der Freiheit der Kirche zu haben brauchen“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 102).
8Circa le scuole, dopo aver detto che mantenere la scuola laica significa costruire senza base, aggiunse: “Considerando la questione come statista, io devo dire che mi abbisognano uomini di fede. Nere nubi si avanzano dalla Polonia. Noi abbiamo bisogno [di] soldati credenti, perché questi sono ottimi soldati ... e perciò conserveremo la scuola confessionale ... ma naturalmente importa, che vi siano anche maestri credenti ...”14
„Von uns als Staatsvertreter angesehen [sic!] müssen wir gläubige Menschen haben. Es droht eine schwarze Wolke mit Polen. Wir haben Soldaten notwendig, gläubige Soldaten. Gläubige Soldaten sind die wertvollsten. Die setzen alles ein. Darum werden wir die konfessionelle Schule erhalten [...], aber es kommt darauf an, daß auch echt gläubige Lehrer [...] unterrichten“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 102). – Hervorhebung („credenti“) durch O.
9Circa le organizzazioni assicurò, che non saranno in nessun modo intralciate, se però esse adempiranno il loro compito di promuovere nei membri lo spirito cristiano ed al tempo stesso l’adesione allo stato e coltiveranno la vita sociale. Le organizzazioni giovanili resteranno intatte, purché cerchino nel loro grembo di combattere il marxismo.15
„Die kath[olischen] Organisationen sollen in keiner Weise beschränkt werden, wenn sie die Aufgabe erfüllen, den christlichen Geist in ihren Mitgliedern zu fördern und auch zugleich den Staat bejahen und das Gemeinschaftsleben pflegen. [...] Die Jugendvereine werden nicht angetastet werden, wenn sie den Kampf gegen den Marxismus in ihren Reihen ermöglichen“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 103).
10Circa il licenziamento di impiegati statali appartenenti al “Centro”, fece osservare, che essi occupavano posti in numero superiore alla percentuale, che loro compete.16
„Wegen Zentrumsbeamten: Den nationalsozialistischen muß zunächst wieder ein Platz gegönnt werden. Er habe mit Kaas darüber gesprochen und stehe zu den Worten. Er habe Kaas folgende Frage vorgelegt: Sind Sie einverstanden, daß die Zentrumsbeamten in demselben Prozentsatz, wie die Stimmenzahl des Zentrums ist, in ihren Ämtern belassen werden?“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 103). – Hervorhebung („Centro“) durch O.
11Dal Ministro Göring, visitato il giorno appresso, alla domanda circa le Associazioni Giovanili Cattoliche ebbero la seguente risposta: “Non faremo nessuna legge per scioglierle; la gioventù va lo stesso tutta spontaneamente verso Hitler.”17
Diese Aussage Görings ist in den bischöflichen Dokumenten nicht belegt, möglicherweise bezieht O. sie aus dem persönlichen Gespräch mit Generalvikar Steinmann oder Bischof Schreiber.
12La Conferenza di Fulda dovrebbe orientarsi sulla base anche di queste dichiarazioni; ma la Conferenza non si radunerà che il 30 maggio!18
Vgl. Pacellis Antwort, Pacelli an O., No. 1393/33 vom 22.05.1933.
Anhang

1 Vgl. zu dieser Versammlung das Protokoll des Breslauer Domkapitulars Negwer, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 87–103, sowie die Berichte Föhrs und Riemers, ebd., S. 104–122.
2 Die Versammlung, an der die Bischöfe Berning, Schreiber und Kaller sowie hochrangige Vertreter der einzelnen Kirchenprovinzen teilnahmen, diskutierte drei Vorschläge zur Neuorganisation der katholischen Vereins- und Verbandsarbeit. Am meisten Zustimmung konnte der Vorschlag Bischof Kallers auf sich vereinigen, eine Katholische Aktion in Deutschland nach dem Vorbild Italiens aufzubauen (Plan Kallers, in: Stasiewski [Bearb.], Akten deutscher Bischöfe I, S. 845-847). Die Skepsis, ob ein derartiger Plan unter den vorwaltenden Umständen wirklich ausführbar sei, blieb trotzdem bestehen (z.B. bei Domkapitular Negwer). Beschlossen wurde schließlich, bis zur Frühjahrskonferenz der Fuldaer Bischofskonferenz Ende Mai einen „fertigen Plan für Volksbund und katholische Aktion“ vorzulegen (Bericht Föhrs, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 110-114, Zit. S. 112). Vgl. auch Protokoll Negwers, ebd., S. 92–94; Bericht Riemers, ebd., S. 120. Ein entsprechendes Gutachten, auf Basis des Kaller-Planes ausgearbeitetes Gutachten wurde am 31. Mai in Fulda diskutiert. Vgl. Protokoll der [1.] Plenarkonferenz des deutschen Episkopates, Fulda, 30.03. bis 01.06.1933, in: ebd., S. 196-210, hier S. 204.
3 Am 26.04. sprach Bischof Berning bei Kultusminister Rust vor. Vgl., mit den Ergebnissen der Besprechung, das Protokoll Negwers, in: Stasiewski [Bearb.], Akten deutscher Bischöfe I, S. 97–100.
4 Am 25.04. abends sprachen die Bischöfe Berning und Kaller mit Vizekanzler von Papen. Vgl., mit den Ergebnissen der Besprechung, das Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 96/97, sowie den Bericht Föhrs, ebd., S. 114.
5 Über das Gespräch Bernings und Steinmanns mit Göring am 26.04. abends liegt keine Aufzeichnung vor. Vgl. das Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 103, sowie den Bericht Föhrs,. ebd., S. 115.
6 Bischof Berning und der Berliner Generalvikar Paul Steinmann sprachen am Nachmittag des 26.04. mehr als eine Stunde lang mit Hitler. Die Ergebnisse, aufgezeichnet von einem der beiden kirchlichen Teilnehmer, sind im Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 100-103, niedergelegt. Auch von staatlicher Seite ist eine Aktennotiz zu dem Gespräch überliefert. Vgl. Müller, Katholische Kirche und Nationalsozialismus, S. 120-122.
7 O. gibt im folgenden die im Negwer-Protokoll ausführlich festgehaltenen Ergebnisse der Aussprache Bernings und Steinmanns mit Hitler zusammengefaßt wieder. Offensichtlich hat dem Nuntius das Protokoll vorgelegen.
8 Im Protokoll Negwers lautet die entsprechende Stelle: „Denn er sei auf das festeste davon überzeugt, daß ohne Christentum weder ein persönliches Leben noch ein Staat aufgebaut werden könne, und besonders der Deutsche Staat sei in seiner Geschichte und bei seinem weiteren Bestande ohne die feste Basis des Christentums gar nicht denkbar“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 101).
9 „Aber er habe aus seinem geschichtlichen Studium auch die Erkenntnis gewonnen, daß das Christentum bzw. die christlichen Kirchen in den letzten Jahrhunderten nicht mehr die Kraft und die Entschlossenheit aufgebracht hätten, die feindlichen Mächte gegen Staat und Christentum von sich aus zu überwinden, und sie hätten geglaubt, seit der Reformation mit geistigen Waffen allein Liberalismus, Sozialismus und Bolschewismus überwinden zu sollen. Wohin das geführt habe, zeigt das Beispiel Spaniens, das unmittelbar vor dem Bolschewismus stände, während die Gefahr des Bolschewismus ebenfalls sehr nahe bevorstehe in Polen und Rumänien. [...] Wie groß die Gefahr des Bolschewismus auch bei uns gewesen sei und noch sei, zeigt die Tatsache, die anläßlich des Reichstagsbrandes bekannt geworden, aber nicht veöffentlicht worden sei. Wenn er nicht zugegriffen hätte, wären in derselben Nacht noch an unzähligen Stellen Brände und Plünderungen entstanden. Von 3000 gestohlenen Zentnern Sprengstoff seien erst 300 Zentner gefunden“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 101).
10 „Man hat mich wegen Behandlung der Judenfrage angegriffen. Die katholische Kirche hat 1500 Jahre lang die Juden als Schädlinge angesehen, sie ins Ghetto gewiesen usw., da hat man erkannt, was die Juden sind. In der Zeit des Liberalismus hat man diese Gefahr nicht mehr gesehen. [...] Ich stelle nicht die Rasse über die Religion, sondern ich sehe die Schädlinge in den Vertretern dieser Rasse für Staat und Kirche, und vielleicht erweise ich dem Christentum den größten Dienst“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 101/102). – An dieser Stelle übersetzt O. ungenau: Hitler: „1500 Jahre lang“ – Orsenigo: „bis [zum Jahr] 1500“. Sachlich sind beide Aussagen unzutreffend. Vgl. Brechenmacher, Das Ende der doppelten Schutzherrschaft, bes. S. 1–25.
11 Alfred Rosenberg: Der Mythus des 20. Jahrhunderts. Eine Wertung der seelisch-geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit, München 1930, diverse weitere Aufl.
12 „Ich bin durchaus überzeugt von der großen Macht und der tiefen Bedeutung der christlichen Religion. [...] deshalb lehne ich ab das Buch von Rosenberg. [...] Es ist kein Parteibuch. [...] Mein Wunsch ist, daß kein konfessioneller Kampf veranstaltet wird. [...] Es wird in keiner Weise daran gedacht, durch Kommissare in die Kirche einzugreifen, wie in Mecklenburg vorübergehend geschehen ist“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 102). – Vgl., zu den Ereignissen in Mecklenburg, Hermelink (Hg.), Kirche im Kampf, S. 34.
13 „Als Katholik kann ich mich überhaupt in die evangelische Kirche und ihre Struktur nicht hineinfinden. [...] Er [Hitler] steht zu seinem Wort: Ich werde die Rechte und die Freiheit der Kirche schützen und nicht antasten lassen, so daß Sie keine Befürchtungen wegen der Freiheit der Kirche zu haben brauchen“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 102).
14 „Von uns als Staatsvertreter angesehen [sic!] müssen wir gläubige Menschen haben. Es droht eine schwarze Wolke mit Polen. Wir haben Soldaten notwendig, gläubige Soldaten. Gläubige Soldaten sind die wertvollsten. Die setzen alles ein. Darum werden wir die konfessionelle Schule erhalten [...], aber es kommt darauf an, daß auch echt gläubige Lehrer [...] unterrichten“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 102). – Hervorhebung („credenti“) durch O.
15 „Die kath[olischen] Organisationen sollen in keiner Weise beschränkt werden, wenn sie die Aufgabe erfüllen, den christlichen Geist in ihren Mitgliedern zu fördern und auch zugleich den Staat bejahen und das Gemeinschaftsleben pflegen. [...] Die Jugendvereine werden nicht angetastet werden, wenn sie den Kampf gegen den Marxismus in ihren Reihen ermöglichen“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 103).
16 „Wegen Zentrumsbeamten: Den nationalsozialistischen muß zunächst wieder ein Platz gegönnt werden. Er habe mit Kaas darüber gesprochen und stehe zu den Worten. Er habe Kaas folgende Frage vorgelegt: Sind Sie einverstanden, daß die Zentrumsbeamten in demselben Prozentsatz, wie die Stimmenzahl des Zentrums ist, in ihren Ämtern belassen werden?“ (Protokoll Negwers, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 103). – Hervorhebung („Centro“) durch O.
17 Diese Aussage Görings ist in den bischöflichen Dokumenten nicht belegt, möglicherweise bezieht O. sie aus dem persönlichen Gespräch mit Generalvikar Steinmann oder Bischof Schreiber.
18 Vgl. Pacellis Antwort, Pacelli an O., No. 1393/33 vom 22.05.1933.
Biographien (9):Sachdatensätze (1):

Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo
aus Deutschland 1930 bis 1939
Im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom und in Kooperation mit der Kommission für
Zeitgeschichte Bonn und dem Archivio Segreto Vaticano herausgegeben von Thomas Brechenmacher
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