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lfd. Nr.
79
Prot. Nr.
6677
Sender
Orsenigo
Empfänger
Pacelli
Ort
Berlin
Datum
16.03.1933
Archiv
AA.EE.SS. Germania, Pos. 643, fasc. 159, fol. 69r-70r – Druck bei Sale, Hitler, la Santa Sede e gli Ebrei, Nr. 26
Betreff
Situazione politica
Regest
Pressegerüchte über eine angeblich veränderte Haltung des Heiligen Stuhls und der Zentrumspartei den Nationalsozialisten gegenüber; Dementi der katholischen Organe; das Zentrum verfolge weiterhin seine alte, schwankende Linie, ohne klare Oppositionshaltung.
Dokument
1Mi permetto segnalare a Vostra Eminenza Rev.ma per ogni eventuale rettifica che parecchi giornali di Germania pubblicarono ieri un sunto di un articolo, che sarebbe uscito dall’Agenzia Romana “La Corrispondenza”, in cui si parla di un nuovo atteggiamento del Vaticano in rapporto al movimento hitleriano in Germania.1
La Corrispondenza, Nr. 61, 13.03.1933.
Finora i giornali si astengono da commenti diffusi, solo cercando di esprimere il loro pensiero piuttosto col titolo, che sovrappongono alla notizia: alcuni dicono sia il preludio di una “collaborazione del Centro”, altri annunciano “la pace del Centro con Hitler”, il nazional-socialista “Angriff” di Berlino la intitola “Haltungsumschwung der Katholischen Kirche?” e la definisce nel sottotitolo “Aufsehenerregender Artikel einer Vatikanischen Agentur”.2
Der Angriff, Berlin, Nr. 62, 14.03.1933.
I giornali cattolici hanno invece fatto rilevare subito la mancanza di ogni carattere ufficiale ed officioso di una simile “Agenzia Vaticana”.3
Sowohl der römische Korrespondent der Zentrumspresse, Edmund Raitz von Frenz, als auch die deutsche Vatikanbotschaft klassifizierten die Agentur „La Corrispondenza“ als zweitrangig; sie könne sich nicht auf zuverlässige Informationen aus dem Vatikan stützen; vgl. Morsey, Der Untergang des politischen Katholizismus, S. 121/122 und S. 249, Anm. 26.
2Per quanto riguarda la situazione politica devo constatare, che finora i rapporti generali del nuovo Governo con il Centro non sono affatto tesi. Il Centro segue la sua antica linea di condotta senza una opposizione aprioristica:4
Vgl. Morsey, Der Untergang des politischen Katholizismus, S. 117/118: „Durch das Wahlergebnis [vom 5. März] war der politische Katholizismus ausgeschaltet und die Hitler-Regierung […] als ,rechtmäßige Obrigkeit’ bestätigt. Aufgrund dieser neuen Situation sah sich das Zentrum gezwungen, seinen bisherigen Kurs zu überprüfen. Zu ruhiger Überlegung fehlte jedoch die Zeit […]. In den beiden ersten Wochen nach der Reichstagswahl kreisten die Überlegungen innerhalb der Zentrumspartei […] um die Frage nach den Konsequenzen […]. Das bedeutete konkret die Notwendigkeit, sich auf das Ermächtigungsgesetz einzustellen, dessen Erlaß von der Regierung am Tage nach der Wahl erneut gefordert worden war. Zur Annahme dieses verfassungsändernden Gesetzes bedurfte es einer Zweidrittelmehrheit des Reichstags und damit der Zustimmung der Zentrumsabgeordneten […]. Aus diesem Grunde hoffte man, über die Voraussetzungen eines positiven Votums der Fraktion mit der Regierung ernsthaft verhandeln zu können.“
in qualche piccolo Stato, come nell’Assia, si sono già avuti casi, in cui i deputati del Centro hanno votato al Parlamento in favore di proposte nazionalsocialiste.5
 Am 13.03.1933 hatten die Zentrumsabgeordneten im hessischen Landtag zusammen mit den Nationalsozialisten für die Wahl des NS-Abgeordneten (vormals DNVP) Ferdinand Friedrich Karl Werner zum Staatspräsidenten gestimmt. Vgl. Verhandlungen des Volksstaates Hessen im Jahre 1932/33. Sechster Landtag, hg. vom Landtagsamt, Darmstadt 1933, S. 257-261.
3Martedì prossimo – in occasione della solenne apertura del Reìchstag a Postdam – il Centro interverrà compatto e con tutto il decoro; una proposta lanciata da alcuni deputati del Centro di radunarsi prima a Magonza, sulla tomba del Vescovo Ketteler, e stata fortunatamente abbandonata.6
O. spielt hier auf einen Vorschlag von Josef Joos an, der am 07.03.1933 in einer Versammlung der Bezirksvorsteher, Mitarbeiter und Vertrauensleute der Rheinischen Zentrumspartei in Köln vorgeschlagen hatte, daß sich die Reichstagsfraktionen des Zentrums und der BVP vor Beginn der Arbeit im neugewählten Reichstag (nicht explizit vor der Eröffnungszeremonie in Potsdam) im Mainzer Dom am Grabe Kettelers versammeln sollten; Kölnische Volkszeitung Nr. 67, 08.03.1933 („Zwischen den Wahlschlachten“).
4Le nuove disposizioni concernenti le bandiere vengono in massima accolte ed eseguite senza spiacevoli commenti.7
Erlaß des Reichspräsidenten über die vorläufige Regelung der Flaggenhissung, 12.03.1933: „Am heutigen Tage, an dem in ganz Deutschland die alten schwarz-weiß-roten Fahnen zu Ehren unserer Gefallenen auf Halbmast wehen, bestimme ich, daß vom morgigen Tage bis zur endgültigen Regelung der Reichsfarben die schwarz-weiß-rote Fahne und die Hakenkreuzflagge gemeinsam zu hissen sind. Diese Flaggen verbinden die ruhmreiche Vergangenheit des Deutschen Reichs und die kraftvolle Widergeburt der Deutschen Nation. Vereint sollen sie die Macht des Staates und die innere Verbundenheit aller nationalen Kreise des deutschen Volkes verkörpern! – Die militärischen Gebäude hissen nur die Reichskriegsflagge.“ Der Erlaß wurde am 17.03.1933 verkündet; Reichsgesetzblatt 1933 I, S. 103.
Se non è la pace vagheggiata da alcuni giornali, è però una tregua promettente. Così volessero i vincitori eliminare i punti programmatici, che ancora impediscono ai cattolici di associarsi con tranquillità di coscienza a questo nuovo indirizzo di Governo!
5Sua Eminenza il Cardinale di Breslavia ha indirizzato in questi giorni al Presidente del Reich una lettera, di cui accludo copia.
Anhang
1Bertram an Hindenburg, Breslau, 10.03.1933 (Abschrift);8
Abdruck in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 7/8.
Berliner Börsen Courier, Nr. 124, 14.03.1933: „Zentrumsfriede mit Hitler. Der Vatikan revidiert seine Haltung“.

1 La Corrispondenza, Nr. 61, 13.03.1933.
2 Der Angriff, Berlin, Nr. 62, 14.03.1933.
3 Sowohl der römische Korrespondent der Zentrumspresse, Edmund Raitz von Frenz, als auch die deutsche Vatikanbotschaft klassifizierten die Agentur „La Corrispondenza“ als zweitrangig; sie könne sich nicht auf zuverlässige Informationen aus dem Vatikan stützen; vgl. Morsey, Der Untergang des politischen Katholizismus, S. 121/122 und S. 249, Anm. 26.
4 Vgl. Morsey, Der Untergang des politischen Katholizismus, S. 117/118: „Durch das Wahlergebnis [vom 5. März] war der politische Katholizismus ausgeschaltet und die Hitler-Regierung […] als ,rechtmäßige Obrigkeit’ bestätigt. Aufgrund dieser neuen Situation sah sich das Zentrum gezwungen, seinen bisherigen Kurs zu überprüfen. Zu ruhiger Überlegung fehlte jedoch die Zeit […]. In den beiden ersten Wochen nach der Reichstagswahl kreisten die Überlegungen innerhalb der Zentrumspartei […] um die Frage nach den Konsequenzen […]. Das bedeutete konkret die Notwendigkeit, sich auf das Ermächtigungsgesetz einzustellen, dessen Erlaß von der Regierung am Tage nach der Wahl erneut gefordert worden war. Zur Annahme dieses verfassungsändernden Gesetzes bedurfte es einer Zweidrittelmehrheit des Reichstags und damit der Zustimmung der Zentrumsabgeordneten […]. Aus diesem Grunde hoffte man, über die Voraussetzungen eines positiven Votums der Fraktion mit der Regierung ernsthaft verhandeln zu können.“
5  Am 13.03.1933 hatten die Zentrumsabgeordneten im hessischen Landtag zusammen mit den Nationalsozialisten für die Wahl des NS-Abgeordneten (vormals DNVP) Ferdinand Friedrich Karl Werner zum Staatspräsidenten gestimmt. Vgl. Verhandlungen des Volksstaates Hessen im Jahre 1932/33. Sechster Landtag, hg. vom Landtagsamt, Darmstadt 1933, S. 257-261.
6 O. spielt hier auf einen Vorschlag von Josef Joos an, der am 07.03.1933 in einer Versammlung der Bezirksvorsteher, Mitarbeiter und Vertrauensleute der Rheinischen Zentrumspartei in Köln vorgeschlagen hatte, daß sich die Reichstagsfraktionen des Zentrums und der BVP vor Beginn der Arbeit im neugewählten Reichstag (nicht explizit vor der Eröffnungszeremonie in Potsdam) im Mainzer Dom am Grabe Kettelers versammeln sollten; Kölnische Volkszeitung Nr. 67, 08.03.1933 („Zwischen den Wahlschlachten“).
7 Erlaß des Reichspräsidenten über die vorläufige Regelung der Flaggenhissung, 12.03.1933: „Am heutigen Tage, an dem in ganz Deutschland die alten schwarz-weiß-roten Fahnen zu Ehren unserer Gefallenen auf Halbmast wehen, bestimme ich, daß vom morgigen Tage bis zur endgültigen Regelung der Reichsfarben die schwarz-weiß-rote Fahne und die Hakenkreuzflagge gemeinsam zu hissen sind. Diese Flaggen verbinden die ruhmreiche Vergangenheit des Deutschen Reichs und die kraftvolle Widergeburt der Deutschen Nation. Vereint sollen sie die Macht des Staates und die innere Verbundenheit aller nationalen Kreise des deutschen Volkes verkörpern! – Die militärischen Gebäude hissen nur die Reichskriegsflagge.“ Der Erlaß wurde am 17.03.1933 verkündet; Reichsgesetzblatt 1933 I, S. 103.
8 Abdruck in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 7/8.
Biographien (3):Sachdatensätze (1):

Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo
aus Deutschland 1930 bis 1939
Im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom und in Kooperation mit der Kommission für
Zeitgeschichte Bonn und dem Archivio Segreto Vaticano herausgegeben von Thomas Brechenmacher
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