| | lfd. Nr. | | | Prot. Nr. | | | Sender | | | Empfänger | | | Ort | | | Datum | | | Archiv | AA.EE.SS. Germania, Pos. 647, fasc. 178, fol. 07rv | | |
| | Betreff | Teologi nelle Associazioni S.A. | | |
| | Regest | Kontroverse über uniformierten SA-Wehrsport der Theologiestudenten in Braunsberg; Versuch der Gleichschaltung durch Rektor Karl Eschweiler. | | |
| | Dokument | 1 | In ossequiosa risposta al venerato Foglio di Vostra Eccellenza Reverendissima No.644/34 del 5 Marzo u.s.1 |
Pizzardo an Orsenigo, Città del Vaticano, 05.03.1934 (AA.EE.SS. Germania, Pos. 647, fasc. 175, fol. 39rv); Pizzardo war durch einen Artikel in der Preußischen Zeitung Nr. 51 vom 21.02.1934 unter dem Titel „Katholische Theologiestudenten reihen sich ein. Der Politische Referent des SA-Hochschulamtes in Braunsberg: Die ersten sechs Semester marschieren in einem Rock und einem Geist“, auf die Braunsberger Vorgänge aufmerksam geworden und hatte O. um baldige und präzise Information gebeten.
| | , con cui mi pregava assumere più precise informazioni circa una teatrale iscrizioni di teologi del Seminario della diocesi di Ermland nelle Formazioni degli S.A, come ne fa testimonio il qui accluso giornale, ho il piacere di inviare a Vostra Eccellenza, qui accluso, copia di una lettera indirizzata dal Vescovo Mons. Kaller al Rettore dell’Accademia di Braunsberg, Sacerdote Eschweiler, da cui risulta l’amarezza del Vescovo per quanto è accaduto e la mistificazione usata dal Rettore Magnifico.2 |
Der Priester, katholische Theologe und überzeugte Nationalsozialist Karl Eschweiler war im November 1933 turnusgemäß zum zweiten Mal Rektor der kleinen Staatlichen Akademie im ermländischen Braunsberg geworden, einer theologisch-philosophischen Hochschule, die im 19. Jahrhundert aus den Spezifika der Bildungspolitik des neuen Preußen entstanden war und die im wesentlichen für die wissenschaftliche Ausbildung der Priesteramtskandidaten aus dem Ermland sorgte. Eschweiler betrieb die Gleichschaltung der Akademie und strebte, gegen die offizielle Linie der Bischöfe, die Eingliederung der Studenten in die NS-Organisationen an. Sein eigenmächtiger Versuch, im Frühjahr 1934 die Theologiestudenten zu uniformierten Wehrsportübungen der einschlägigen örtlichen SA-Organisationen zu nötigen, führte zu einer ernsten Kontroverse mit Bischof Kaller, der seinerseits darauf bestand, in dieser Angelegenheit vor Abschluß der Verhandlungen zwischen Kirche und Staat keine Präjudizien zu schaffen. In seinem Schreiben an Eschweiler vom 27.04.1934 (s. Anlage zum vorliegenden Bericht) rekurrierte Kaller außerdem auf ein Schreiben Buttmanns im Auftrag des Reichsinnenministers an Bertram und Faulhaber vom 17.01.1934, demzufolge die Reichsregierung sich bereit erklärte, „hinsichtlich der katholischen Theologiestudierenden von einer Verpflichtung zur Beteiligung am SA- und Arbeitsdienst abzusehen.“ (S. Anlage zum vorliegenden Bericht) Vgl. zu dem Vorgang insges. ausführlich Marschler, Eschweiler, S. 277-285; zum Charakter der Staatlichen Akademie Braunsberg, ebd., S. 179/180, sowie Gerhard Reifferscheid, Art. „Braunsberg“, in: LThK3, 2 (1994), Sp. 661/662.
| | Credo che l’incidente, che è dovuto solo al fanatismo certo passeggero di qualche Professore e Rettore troverà poi col tempo il suo giusto apprezzamento di condanna.3
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| | Anhang | 1 | Kaller an Eschweiler, Frauenburg, 27.04.1934; Buttmann an Bertram und Faulhaber, 17.01.19344 | Druck in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 619, Anm. 1. | | . | |
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Pizzardo an Orsenigo, Città del Vaticano, 05.03.1934 (AA.EE.SS. Germania, Pos. 647, fasc. 175, fol. 39rv); Pizzardo war durch einen Artikel in der Preußischen Zeitung Nr. 51 vom 21.02.1934 unter dem Titel „Katholische Theologiestudenten reihen sich ein. Der Politische Referent des SA-Hochschulamtes in Braunsberg: Die ersten sechs Semester marschieren in einem Rock und einem Geist“, auf die Braunsberger Vorgänge aufmerksam geworden und hatte O. um baldige und präzise Information gebeten.
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Der Priester, katholische Theologe und überzeugte Nationalsozialist Karl Eschweiler war im November 1933 turnusgemäß zum zweiten Mal Rektor der kleinen Staatlichen Akademie im ermländischen Braunsberg geworden, einer theologisch-philosophischen Hochschule, die im 19. Jahrhundert aus den Spezifika der Bildungspolitik des neuen Preußen entstanden war und die im wesentlichen für die wissenschaftliche Ausbildung der Priesteramtskandidaten aus dem Ermland sorgte. Eschweiler betrieb die Gleichschaltung der Akademie und strebte, gegen die offizielle Linie der Bischöfe, die Eingliederung der Studenten in die NS-Organisationen an. Sein eigenmächtiger Versuch, im Frühjahr 1934 die Theologiestudenten zu uniformierten Wehrsportübungen der einschlägigen örtlichen SA-Organisationen zu nötigen, führte zu einer ernsten Kontroverse mit Bischof Kaller, der seinerseits darauf bestand, in dieser Angelegenheit vor Abschluß der Verhandlungen zwischen Kirche und Staat keine Präjudizien zu schaffen. In seinem Schreiben an Eschweiler vom 27.04.1934 (s. Anlage zum vorliegenden Bericht) rekurrierte Kaller außerdem auf ein Schreiben Buttmanns im Auftrag des Reichsinnenministers an Bertram und Faulhaber vom 17.01.1934, demzufolge die Reichsregierung sich bereit erklärte, „hinsichtlich der katholischen Theologiestudierenden von einer Verpflichtung zur Beteiligung am SA- und Arbeitsdienst abzusehen.“ (S. Anlage zum vorliegenden Bericht) Vgl. zu dem Vorgang insges. ausführlich Marschler, Eschweiler, S. 277-285; zum Charakter der Staatlichen Akademie Braunsberg, ebd., S. 179/180, sowie Gerhard Reifferscheid, Art. „Braunsberg“, in: LThK3, 2 (1994), Sp. 661/662.
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Vgl. auch Bericht No. 10276 vom 09.05.1934.
| | | 4 Druck in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 619, Anm. 1. | |
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