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lfd. Nr.
160
Prot. Nr.
7698
Sender
Orsenigo
Empfänger
Pacelli
Ort
Berlin
Datum
16.07.1933
Archiv
AA.EE.SS. Germania, Pos. 643, fasc. 157, fol. 48r-49r – Druck (mit falscher Datierung) bei Sale, Hitler, la Santa Sede e gli Ebrei, Nr. 42
Betreff
Visita a S. E. il Ministro Presidente di Prussia
Regest
Gespräche mit Göring.
Dokument
1Come avevo già preannunciato a Vostra Eminenza Reverendissima con mio rispettoso rapporto No. 7599 del 4 corr. m., ieri ebbe luogo la mia visita a S. E. il Ministro Presidente di Prussia Dr. Göring alle ore 13 e il Ministro mi restituì la visita – sebbene a rigor di protocollo non fosse tenuto – alle ore 16. Fui ricevuto con i massimi onori e nella conversazione abbastanza lunga e molto cordiale Sua Eccellenza espresse la sua soddisfazione per il Concordato, toccò – dal suo punto di vista – i notevoli vantaggi della frenata partecipazione del clero alla vita politica, accennò alla istruttoria in corso contro il Presidente del Friedensbund Padre Stratmann, e mi confidò che dall’esame dei documenti sequestrati risulterebbe che1
Verschlüsselt ab hier bis zum Satzende; Dechiffre fol. 50r.
Padre Stratmann avrebbe comunicato ad amici di Francia e del Belgio notizie sulle forze militari di Germania2
 Pater Franziskus Stratmann OP, einer der Vordenker eines katholisch-theologisch begründeten kompromißlosen Pazifismus, wurde im Juli 1933 unter dem Vorwand des Landesverrates in „Schutzhaft“ genommen; im November 1933 konnte er zunächst nach Rom, sowie anschließend in die Niederlande emigirieren; vgl. Riesenberger, Die katholische Friedensbewegung.
e manifestava timori di prossimo arresto anche di Padre Muckermann.3
Dieser Hinweis O.s auf die Gefährdung Muckermanns bereits Mitte Juli 1933 könnte ein wertvoller Hinweis für die Muckermann-Philologie sein. Muckermann, der in den ersten Monaten der NS-Herrschaft dem neuen Regime mit einer gewissen Faszination gegenüberstand, löste sich seit Mitte 1933 von diesen Illusionen und wandelte sich zum prononcierten Kritiker des Nationalsozialismus. In seinem im Oktober 1933 erschienenen Buch „Vom Rätsel der Zeit“ wird diese neue Position Muckermanns zum ersten Mal greifbar. Nach eigener Aussage habe Muckermann sein Buch während zweier Monate im Sommer 1933 verfaßt, als er vor einer drohenden Verhaftung durch die Nationalsozialisten untergetaucht sei. Muckermanns Biograph Gruber hält diese autobiographische Angabe, die Muckermann ex post lieferte, für nicht ausreichend belegt. Die hier von O. berichtete Aussage Görings könnte jedoch den fehlenden Beleg liefern. Sie paßte auch zur Datierung des Vorwortes in „Vom Rätsel der Zeit“: 18. Juli 1933; Muckermann, Vom Rätsel der Zeit, S. 8; Gruber, Muckermann, S. 238-240.
Non ho mancato di suggerire che sarebbe forse bastevole l’allontanamento dalla Germania per mezzo dei suoi Superiori, ma con poco risultato. Sua Eccellenza mi parlò anche della nomina di Mons. Berning Vescovo di Osnabrück a membro del Consiglio di Stato in Prussia (che sarebbe una specie di Gran Consiglio fascista)4
Den gemäß Art. 31 der Preußischen Verfassung vom 30.11.1920 (neu) eingerichteten preußischen Staatsrat mit Mussolinis „faschistischem Großrat“ (Gran Consiglio del Fascismo) vom Dezember 1922 zu vergleichen, bedurfte einiger Phantasie. Während der preußische Staatsrat ein Organ „zur Vertretung der Provinzen bei der Gesetzgebung und Verwaltung des Staates“ (Art. 31) war, stellte der faschistische Großrat ein reines Parteigremium dar, das faktisch die Regierung kontrollierte, und bildete einen der ersten Schritte zur Etablierung der faschistischen Diktatur in Italien. Der preußische Staatsrat, im Grunde bereits seit dem „Preußenschlag“ Papens vom Juli 1932 ohne reale politische Bedeutung, wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten lediglich noch als dekoratives Gremium aufrechterhalten, um den Repräsentationsbedürfnissen Hermann Görings zu sekundieren.
, osservando che aveva omesso di invitare a questa onorifica carica un Cardinale, perché ritiene la dignità cardinalizia troppo alta per affidare un onore, che porta con sé anche un lavoro non indifferente, dovendo partecipare alle sedute, e parimenti aveva rinunciato a nominare il Vescovo di Berlino, perché lo sapeva assai ammalato e non voleva aver l’aria di affidare la rappresentanza e la difesa degli interessi cattolici nel Consiglio di Stato a persona che poi praticamente non poteva giovare alla Chiesa cattolica. Il Vescovo di Osnabrück prima di accettare ha voluto interrogare il Signor Cardinale di Breslavia, quale Presidente della Conferenza di Fulda. Prescindendo dal fatto che Osnabrück è discretamente lontano da Berlino, la scelta è certo buona: d’altra parte come membro del Consiglio di Stato avrà un biglietto gratuito permanente di prima classe per tutte le ferrovie dello Stato, nonché una somma mensile come indennizzo spese di rappresentanza.5
Berning akzeptierte die Berufung zum preußischen Staatsrat in der Hoffnung, von dieser Position aus besser zur Sicherung des kirchlichen Lebens in Deutschland beitragen zu können; vgl. Gatz (Hg.), Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945-2001, S. 425.
2Attualmente i Ministri si prendono le loro vacanze, che certo dureranno fino a metà agosto. I giornali prevedono per Giovedì la firma del Concordato. Ritengo che Sua Eccellenza il Vicecancelliere conti partire per Roma mercoledì mattina.6
 Papen flog zur Unterzeichnung des Reichskonkordats am 19.07.1933 nach Rom; die Unterzeichnungszeremonie fand im Vatikan am Vormittag des 20.07. statt; vgl. Volk, Reichskonkordat, S. 166/167.
Anhang

1 Verschlüsselt ab hier bis zum Satzende; Dechiffre fol. 50r.
2  Pater Franziskus Stratmann OP, einer der Vordenker eines katholisch-theologisch begründeten kompromißlosen Pazifismus, wurde im Juli 1933 unter dem Vorwand des Landesverrates in „Schutzhaft“ genommen; im November 1933 konnte er zunächst nach Rom, sowie anschließend in die Niederlande emigirieren; vgl. Riesenberger, Die katholische Friedensbewegung.
3 Dieser Hinweis O.s auf die Gefährdung Muckermanns bereits Mitte Juli 1933 könnte ein wertvoller Hinweis für die Muckermann-Philologie sein. Muckermann, der in den ersten Monaten der NS-Herrschaft dem neuen Regime mit einer gewissen Faszination gegenüberstand, löste sich seit Mitte 1933 von diesen Illusionen und wandelte sich zum prononcierten Kritiker des Nationalsozialismus. In seinem im Oktober 1933 erschienenen Buch „Vom Rätsel der Zeit“ wird diese neue Position Muckermanns zum ersten Mal greifbar. Nach eigener Aussage habe Muckermann sein Buch während zweier Monate im Sommer 1933 verfaßt, als er vor einer drohenden Verhaftung durch die Nationalsozialisten untergetaucht sei. Muckermanns Biograph Gruber hält diese autobiographische Angabe, die Muckermann ex post lieferte, für nicht ausreichend belegt. Die hier von O. berichtete Aussage Görings könnte jedoch den fehlenden Beleg liefern. Sie paßte auch zur Datierung des Vorwortes in „Vom Rätsel der Zeit“: 18. Juli 1933; Muckermann, Vom Rätsel der Zeit, S. 8; Gruber, Muckermann, S. 238-240.
4 Den gemäß Art. 31 der Preußischen Verfassung vom 30.11.1920 (neu) eingerichteten preußischen Staatsrat mit Mussolinis „faschistischem Großrat“ (Gran Consiglio del Fascismo) vom Dezember 1922 zu vergleichen, bedurfte einiger Phantasie. Während der preußische Staatsrat ein Organ „zur Vertretung der Provinzen bei der Gesetzgebung und Verwaltung des Staates“ (Art. 31) war, stellte der faschistische Großrat ein reines Parteigremium dar, das faktisch die Regierung kontrollierte, und bildete einen der ersten Schritte zur Etablierung der faschistischen Diktatur in Italien. Der preußische Staatsrat, im Grunde bereits seit dem „Preußenschlag“ Papens vom Juli 1932 ohne reale politische Bedeutung, wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten lediglich noch als dekoratives Gremium aufrechterhalten, um den Repräsentationsbedürfnissen Hermann Görings zu sekundieren.
5 Berning akzeptierte die Berufung zum preußischen Staatsrat in der Hoffnung, von dieser Position aus besser zur Sicherung des kirchlichen Lebens in Deutschland beitragen zu können; vgl. Gatz (Hg.), Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945-2001, S. 425.
6  Papen flog zur Unterzeichnung des Reichskonkordats am 19.07.1933 nach Rom; die Unterzeichnungszeremonie fand im Vatikan am Vormittag des 20.07. statt; vgl. Volk, Reichskonkordat, S. 166/167.
Biographien (8):Sachdatensätze ():

Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo
aus Deutschland 1930 bis 1939
Im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom und in Kooperation mit der Kommission für
Zeitgeschichte Bonn und dem Archivio Segreto Vaticano herausgegeben von Thomas Brechenmacher
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