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lfd. Nr.
1211
Prot. Nr.
3715/34
Sender
Pacelli
Empfänger
Bertram
Ort
Città del Vaticano
Datum
19.11.1934
Archiv
AA.EE.SS. Germania, Pos. 647, fasc. 180, fol. 4r-7r – msl. Entwurf
Betreff
s.ogg.
Regest
Bekräftigt Bertram in dessen Interpretation der Verhandlungsergebnisse vom 7. November und fordert die Bischöfe auf, gegen entstellende Meldungen der NS-Propaganda einstimmig Position zu beziehen.
Dokument
1Euerer Eminenz beehre ich mich den Eingang des gütigen Schreibens vom 15. d.M. und der ihm beigelegten Bemerkungen zu den am 7. November im Reichsinnenministerium geführten Verhandlungen mit verehrungsvollem Dank zu bestätigen.1
Bertram an den deutschen Episkopat, 15.11.1934: „Bemerkungen zur Niederschrift über die am 7. November 1934 im Reichsinnenministerium geführten Verhandlungen“, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe II, S. 33-39. Vgl. dazu auch Cifrato No. 185 vom 21.11.1934.
Die in beiden Schriftstücken dargelegten Gedanken und Gesichtspunkte sind für den Hl. Stuhl von besonderem Wert gewesen. Sie zeigen an der Hand einer leider nur zu wahren Wirklichkeitsschilderung den schmerzlichen Gegensatz zwischen den amtlichen Erklärungen der Obersten Regierungsstellen und dem tatsächlichen Verhalten nachgeordneter Organe in Staat, Partei und parteiabhängigen Organisationen, welche die ihnen zustehende oder praktisch geübte Selbstständigkeit vielfach dazu benutzen, um die ihren Einflussbereich unterstehenden Menschen und insbesondere die Jugend in konkordatswidrigem Geiste zu beeinflussen.
2Was den bisherigen Stand der Verhandlungen mit den Vertretern des Episkopats angeht, so kann ich den von Euerer Eminenz dargelegten Gedankengängen nur zustimmen und darf mitteilen, dass ich bereits vor Eingang Ihrer bedeutsamen Zuschriften Sr. Exzellenz dem Herrn Apostolischen Nuntius in Berlin Weisungen zukommen ließ, die ganz in der Linie Ihrer Stellungnahme liegen.2
Vgl. Cifrato No. 184 vom 16.11.1934.
3Diese Ihre Stellungnahme ist mir umso bedeutsamer, als neuerdings von gewisser Seite der unwahrhaftige Versuch gemacht wird, die Sachlage so darzustellen, als ob der Episkopat mit dem Ergebnis der Juniverhandlungen zufrieden gewesen sei. Es genügt in die Einzelvota der Mitglieder des Episkopats hineinzusehen, um zu begreifen, mit welcher Einmütigkeit wesentliche Teile des Regierungsvorschlags als unannehmbar bezeichnet wurden. Zudem war von den verhandelnden Bischöfen, wie das Protokoll selbst ausweist, keine Annahme ausgesprochen, vielmehr die Genehmigung des Hl. Stuhles und des Gesamtepiskopats ausdrücklich vorbehalten worden. Da es jedoch nicht ausgeschlossen erscheint, dass zu einem gewissen Zeitpunkt der Versuch gemacht werden könnte, die obige irrige und irreführende Behauptung öffentlich zu wiederholen und mit der ganzen Wucht des amtlichen Propagandaapparats in die Massen zu werfen, werden Euere Eminenz als Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenzen gut daran tun, rechtzeitig Vorsorge zu treffen, damit in solchen Falle durch ein klares und einheitliches Hirtenwort aller Bischöfe jede Irreführung der katholischen Öffentlichkeit beseitigt und die Einigkeit des Episkopats und seine innere Übereinstimmung mit dem Hl. Stuhl in eindrucksvoller Weise kundgetan werde.
4folgen Glückwünsche zum 20. Bischofsjubiläum Bertrams
5Reichskonkordat
Anhang

1 Bertram an den deutschen Episkopat, 15.11.1934: „Bemerkungen zur Niederschrift über die am 7. November 1934 im Reichsinnenministerium geführten Verhandlungen“, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe II, S. 33-39. Vgl. dazu auch Cifrato No. 185 vom 21.11.1934.
2 Vgl. Cifrato No. 184 vom 16.11.1934.
Biographien (1):Sachdatensätze (1):

Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo
aus Deutschland 1930 bis 1939
Im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom und in Kooperation mit der Kommission für
Zeitgeschichte Bonn und dem Archivio Segreto Vaticano herausgegeben von Thomas Brechenmacher
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