Meta-Suche


   
lfd. Nr.
326
Prot. Nr.
9559
Sender
Orsenigo
Empfänger
Pacelli
Ort
Berlin
Datum
10.02.1934
Archiv
AA.EE.SS. Germania, Scatole 1, fol. 102r
Betreff
Colloquio Card. Schulte – Cancelliere
Regest
Übersendet Schultes Memorandum sowie eine Denkschrift über Rosenbergs “Mythus des XX. Jahrhunderts“.
Dokument
1Mi faccio un dovere di trasmettere a Vostra Eminenza Reverendissima copia di un Pro-memoria, che l’Eminentissimo Signor Cardinale di Colonia consegnò a conferma delle sue parole al Signor Cancelliere Hitler mercoledì scorso in occasione del noto colloquio.1
Vgl. Bericht No. 9538 vom 08.02.1934.
Unitamente a questo presentò pure un lungo e dettagliato lavoro per lumeggiare tutto il carattere anticattolico e anticristiano del famigerato volume di Rosenberg “II Mito del secolo XX”.2
Kernaussage des Gutachtens: „Im einzelnen ist das Buch das Werk eines Halbgebildeten, der sein Wissen kritiklos aus allen möglichen Ecken zusammensucht, aber immer nur von dem einen Gedanken geleitet, Material gegen den verhassten Gegner zu finden. Die Tiefe und Echtheit dieses Hasses allein geben dem sonst ermüdend und breit geschriebenen Buche einen gewissen Schwung. Die zusammengehäuften krassen Verleumdungen, vorgetragen mit einer absoluten Selbstsicherheit, können auf den nicht hinreichend unterrichteten Leser nicht anders als verwirrend oder zum Hasse aufpeitschend wirken.“ (fol. 107r/108r). – Am 07.02.1934, just am Tag der Unterredung Schultes mit Hitler, setzte das Heilige Offizium Rosenbergs „Mythus des XX. Jahrhunderts auf den Index. Über dieses Verfahren ausführlich Burkard, Häresie und Mythus; hier zur Vorgeschichte und zu den Impulsen aus Deutschland bes. S. 35-52. Als die von Schulte via O. übersandte Denkschrift im Vatikan eintraf, war jedenfalls das Indizierungsverfahren „Mythus“ bereits abgeschlossen.
Anhang
1(A) Promemoria Schultes vom 07.02.19343
Druck in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 548-550. Pacelli trug den Text des Memorandums am 13.02. Buttmann vor, der diesen Vortrag seinerseits taktisch nutzte, um die laufende Verhandlungsrunde in Rom abzubrechen. Vgl. die Aufzeichnung Buttmanns vom 13.02.1934: „Heute war ich nur zwanzig Minuten bei Pacelli. Er las mir eine Denkschrift des Kölner Erzbischofs an Hitler vor und gebrauchte eine sehr scharfe Wendung. Dies veranlaßte mich aufzustehen und ihm zu erklären: Unsere Verhandlungen drehten sich im Kreis herum, ich müsse in Berlin erst Vortrag halten und Hitlers Antwort an den Erzbischof erfahren, ehe wir weiter verhandeln könnten. Ein mir in Aussicht gestellter Empfang beim Papst hätte jetzt auch keinen Zweck, ebenso eine Besprechung der übrigen Punkte. ,Vertagen wir!’ Damit verabschiedete ich mich von ihm.“ Brechenmacher (Hg.), Unveröffentlichte Dokumente aus dem Nachlaß des Ministerialdirektors Rudolf Buttmann, S. 214. Vgl. auch Pacelli an O., 14.02.1934 (Cifrato No. 160).
; (B) Gutachten über Rosenberg, Der Mythus des 20. Jahrhunderts, 16 S., msl., ohne Verfasserangabe.

1 Vgl. Bericht No. 9538 vom 08.02.1934.
2 Kernaussage des Gutachtens: „Im einzelnen ist das Buch das Werk eines Halbgebildeten, der sein Wissen kritiklos aus allen möglichen Ecken zusammensucht, aber immer nur von dem einen Gedanken geleitet, Material gegen den verhassten Gegner zu finden. Die Tiefe und Echtheit dieses Hasses allein geben dem sonst ermüdend und breit geschriebenen Buche einen gewissen Schwung. Die zusammengehäuften krassen Verleumdungen, vorgetragen mit einer absoluten Selbstsicherheit, können auf den nicht hinreichend unterrichteten Leser nicht anders als verwirrend oder zum Hasse aufpeitschend wirken.“ (fol. 107r/108r). – Am 07.02.1934, just am Tag der Unterredung Schultes mit Hitler, setzte das Heilige Offizium Rosenbergs „Mythus des XX. Jahrhunderts auf den Index. Über dieses Verfahren ausführlich Burkard, Häresie und Mythus; hier zur Vorgeschichte und zu den Impulsen aus Deutschland bes. S. 35-52. Als die von Schulte via O. übersandte Denkschrift im Vatikan eintraf, war jedenfalls das Indizierungsverfahren „Mythus“ bereits abgeschlossen.
3 Druck in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 548-550. Pacelli trug den Text des Memorandums am 13.02. Buttmann vor, der diesen Vortrag seinerseits taktisch nutzte, um die laufende Verhandlungsrunde in Rom abzubrechen. Vgl. die Aufzeichnung Buttmanns vom 13.02.1934: „Heute war ich nur zwanzig Minuten bei Pacelli. Er las mir eine Denkschrift des Kölner Erzbischofs an Hitler vor und gebrauchte eine sehr scharfe Wendung. Dies veranlaßte mich aufzustehen und ihm zu erklären: Unsere Verhandlungen drehten sich im Kreis herum, ich müsse in Berlin erst Vortrag halten und Hitlers Antwort an den Erzbischof erfahren, ehe wir weiter verhandeln könnten. Ein mir in Aussicht gestellter Empfang beim Papst hätte jetzt auch keinen Zweck, ebenso eine Besprechung der übrigen Punkte. ,Vertagen wir!’ Damit verabschiedete ich mich von ihm.“ Brechenmacher (Hg.), Unveröffentlichte Dokumente aus dem Nachlaß des Ministerialdirektors Rudolf Buttmann, S. 214. Vgl. auch Pacelli an O., 14.02.1934 (Cifrato No. 160).
Biographien (3):Sachdatensätze ():

Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo
aus Deutschland 1930 bis 1939
Im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom und in Kooperation mit der Kommission für
Zeitgeschichte Bonn und dem Archivio Segreto Vaticano herausgegeben von Thomas Brechenmacher
 Texte | Quellen u. Literatur | Abkürzungen | Impressum | Hilfe |