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lfd. Nr.
298
Prot. Nr.
9198
Sender
Orsenigo
Empfänger
Pacelli
Ort
Berlin
Datum
30.12.1933
Archiv
AA.EE.SS. Germania, Pos. 650, fasc. 195, fol. 90r-91r
Betreff
Commenti alla Pastorale dei Vescovi d’Austria
Regest
Kommentar der nationalsozialistischen Presse zum Hirtenbrief der österreichischen Bischöfe; unglückliche Äußerungen der „Germania“ zur Sterilisationsfrage.
Dokument
1La Lettera Pastorale collettiva dei Vescovi di Austria1
Der Hirtenbrief der österreichischen Bischöfe vom 21.12.1933 verurteilte den Nationalsozialismus in deutlichen Worten und setzte den „religiösen Irrtümern“ der NS-Ideologie „vier Grundwahrheiten“ der katholischen Soziallehre entgegen. Den Hintergrund des episkopalen Mahnwortes bildete die Sorge der Bischöfe um eine Machtübernahme des Nationalsozialismus auch in Österreich; die österreichische Regierung (Dollfuß) führe einen „Abwehrkampf“, den zu unterstützen die Katholiken Österreichs aufgerufen seien. Bereits im Februar 1932 hatte der österreichische Episkopat in einem Hirtenschreiben vor dem Nationalsozialismus gewarnt. Der Linzer Bischof Gföllner hatte schließlich am 21.01.1933, wenige Tage vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, in einem Hirtenbrief den Nationalsozialismus verurteilt und ihm jene „vier Grundwahrheiten“ der katholischen Dogmatik gegenübergestellt. Wesentliche Gedanken Gföllners finden sich dann im Dezember-Hirtenbrief der österreichischen Bischöfe wieder. Der österreichische Hirtenbrief wurde nicht nur von der Propaganda des VB ins Visier genommen; die Reichsregierung sah in ihm eine „allgemeine Kampfansage gegen den Nationalsozialismus und eine unbefugte Kritik an innerdeutschen Verhältnissen“ und mutmaßte einen Versuch, den Art. 32 RK durch eine Stellungnahme aus dem Ausland zu umgehen. Dies lasse „auf ein Einvernehmen des Deutschen mit dem Österreichischen Episkopat schließen.“ (Memorandum der deutschen Reichsregierung an den Heiligen Stuhl, 15.01.1934, in: Albrecht [Bearb.], Notenwechsel I, S. 37-44, hier S. 41/42). Kaas schrieb aus Rom an Gröber am 01.01.1934: „Der österreichische Hirtenbrief hat hier in staatlichen Kreisen (Botschaft) starken Staub aufgewirbelt. Ich halte ihn auch in entscheidenden Partien für verfehlt.“ Kaas an Gröber, 01.01.1934, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 495-498, hier S. 497/498; der Text des österreichischen Hirtenbriefes in: Archiv für katholisches Kirchenrecht 114 (1934), S. 247-256; vgl., mit weiteren Drucknachweisen, Albrecht (Bearb.), Notenwechsel I, S. 42/43, Anm. 5 (längerer Textauszug); Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 497/498, Anm. 4; Kutschera, Gföllner; Auszüge auch in Deuerlein, Das Reichskonkordat, S. 140/141.
viene commentata molto severamente da questa stampa nazional-socialista; il “Völkischer Beobachter” in un articolo di prima pagina (Allegato A) cerca di presentare la Lettera come un’indebita ingerenza negli affari della Germania e come un tentativo doppiamente riprovevole, data la coincidenza delle Feste Natalizie, di disturbare la pace interna. Due punti della Lettera sono specialmente messi in rilievo a questo scopo:
2a) la rievocazione della condanna fatta a suo tempo dall’Episcopato tedesco del nazional-socialismo;
3b) l’accenno alla portata negativa del Concordato per quanto riguarda l’approvazione del nazionalsocialismo.
4Io credo che, avendo presente il testo della lettera pastorale e conoscendo le condizioni locali della lotta in Austria, le due insinuazioni perderanno certamente molto della loro sinistra efficacia; ma sgraziatamente la stampa di qui non ha pubblicato della Pastorale che alcune frasi abilmente stralciate.
5Ancora più penoso è un articolo della “Germania” (Allegato B), in cui si cerca di attenuare la portata delle direttive della Santa Sede di fronte agli atteggiamenti del Governo tedesco nei vari punti che furono oggetto di esplicita condanna da parte della Chiesa. Purtroppo l’accenno ai teologi, che agevolarono la mentalità governativa circa la sterilizzazione, risponde a verità. Esiste infatti il volume del Professor Mayer di Paderborn, che dichiara lecita, per scopi di profilassi sociale, la sterilizzazione.2
Joseph Mayer, Gesetzliche Unfruchtbarmachung Geisteskranker, Freiburg/Brsg. 1927. Vgl. dazu auch Anm. zu Bericht No. 8014 vom 13.08.1933.
6Resta però sempre deplorevole che un giornale come la “Germania” si faccia forte di queste sentenze private, rievocandole in un momento così delicato. Appena avrò l’occasione non mancherò di far rilevare alla direzione tutta la grave responsabilità di questo loro modo di comportarsi .
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Anhang
1(A) Völkischer Beobachter, Nr. 362, 28.12.1933: „Offener Sabotageversuch am inneren Frieden in Deutschland“; (B) Germania, Nr. 357, 29.12.1933: „Um des Friedens willen“ (Hirtenschreiben der österreichischen Bischöfe).

1 Der Hirtenbrief der österreichischen Bischöfe vom 21.12.1933 verurteilte den Nationalsozialismus in deutlichen Worten und setzte den „religiösen Irrtümern“ der NS-Ideologie „vier Grundwahrheiten“ der katholischen Soziallehre entgegen. Den Hintergrund des episkopalen Mahnwortes bildete die Sorge der Bischöfe um eine Machtübernahme des Nationalsozialismus auch in Österreich; die österreichische Regierung (Dollfuß) führe einen „Abwehrkampf“, den zu unterstützen die Katholiken Österreichs aufgerufen seien. Bereits im Februar 1932 hatte der österreichische Episkopat in einem Hirtenschreiben vor dem Nationalsozialismus gewarnt. Der Linzer Bischof Gföllner hatte schließlich am 21.01.1933, wenige Tage vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, in einem Hirtenbrief den Nationalsozialismus verurteilt und ihm jene „vier Grundwahrheiten“ der katholischen Dogmatik gegenübergestellt. Wesentliche Gedanken Gföllners finden sich dann im Dezember-Hirtenbrief der österreichischen Bischöfe wieder. Der österreichische Hirtenbrief wurde nicht nur von der Propaganda des VB ins Visier genommen; die Reichsregierung sah in ihm eine „allgemeine Kampfansage gegen den Nationalsozialismus und eine unbefugte Kritik an innerdeutschen Verhältnissen“ und mutmaßte einen Versuch, den Art. 32 RK durch eine Stellungnahme aus dem Ausland zu umgehen. Dies lasse „auf ein Einvernehmen des Deutschen mit dem Österreichischen Episkopat schließen.“ (Memorandum der deutschen Reichsregierung an den Heiligen Stuhl, 15.01.1934, in: Albrecht [Bearb.], Notenwechsel I, S. 37-44, hier S. 41/42). Kaas schrieb aus Rom an Gröber am 01.01.1934: „Der österreichische Hirtenbrief hat hier in staatlichen Kreisen (Botschaft) starken Staub aufgewirbelt. Ich halte ihn auch in entscheidenden Partien für verfehlt.“ Kaas an Gröber, 01.01.1934, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 495-498, hier S. 497/498; der Text des österreichischen Hirtenbriefes in: Archiv für katholisches Kirchenrecht 114 (1934), S. 247-256; vgl., mit weiteren Drucknachweisen, Albrecht (Bearb.), Notenwechsel I, S. 42/43, Anm. 5 (längerer Textauszug); Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, S. 497/498, Anm. 4; Kutschera, Gföllner; Auszüge auch in Deuerlein, Das Reichskonkordat, S. 140/141.
2 Joseph Mayer, Gesetzliche Unfruchtbarmachung Geisteskranker, Freiburg/Brsg. 1927. Vgl. dazu auch Anm. zu Bericht No. 8014 vom 13.08.1933.
Biographien (4):Sachdatensätze (1):

Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo
aus Deutschland 1930 bis 1939
Im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom und in Kooperation mit der Kommission für
Zeitgeschichte Bonn und dem Archivio Segreto Vaticano herausgegeben von Thomas Brechenmacher
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