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lfd. Nr.: 23
1.Schlagwort:Bekennende Kirche (BK)
2.Schlagwort:Barmer theologische Erklärung
3.Schlagwort:Pfarrernotbund
4.Schlagwort:
AnmerkungGegen die Gleichschaltungsbereitschaft der „Deutschen Christen“ und die Einführung des „Arierparagraphen“ für Pfarrer und Kirchenbeamte artikulierte sich der innerevangelische Widerstand und führte über mehrere Schritte zur Formierung der „Bekennenden Kirche“ (BK). Bereits seit dem Herbst 1933 trat unter der Ägide des Berliner Pfarrers Martin Niemöller der „Pfarrernotbund“ (s.d.) als innerevangelische Oppositionsbewegung zu den „Deutschen Christen“ in Erscheinung. Die großen lutherischen Landeskirchen des Südens und Westens unter den Landesbischöfen Meiser (Bayern) und Wurm (Württemberg) reihten sich in die „Bekenntnisfront“ ein. Zwar konnten die „Deutschen Christen“ unter „Reichsbischof“ Müller mit Unterstützung führender nationalsozialistischer Politiker im Frühjahr 1934 noch einmal kurz die Kontrolle über das Geschehen an sich reißen, ihre gewaltsame Eingliederungspolitik fortsetzen und vor allem die „Kirche der Altpreußischen Union“ im Sinne des Führerprinzips gleichschalten, jedoch führte dies auf der anderen Seite zur jetzt zwar quantitativ geschrumpften, institutionell wie inhaltlich sich aber viel deutlicher artikulierenden Neuformierung der „Bekenntnisfront“ als „Bekennender Kirche“ in der „Ulmer Einung“ vom 22. April 1934 und schließlich in der „Barmer Theologischen Erklärung“ (s.d.) der ersten Reichsbekenntnissynode der DEK von Ende Mai 1934. Die BK entstand nicht als genuine Oppositionsbewegung gegen den Nationalsozialismus, sondern gegen eine bekenntniswidrige Verschmelzung von Religion und NS-Staat. Das „Ja zum Hakenkreuz“ konnte für die Bekennende Kirche neben dem „Ja zu Jesus Christus“ durchaus bestehen; abgelehnt wurde die Verschmelzung beider Kreuze durch die „Deutschen Christen“. Mit diesen verschärfte sich indessen der Konflikt in den letzten Monaten des Jahres 1934. Der Versuch seitens der DC, die widerstrebenden Landesbischöfe Wurm und Meiser abzusetzen und unter Hausarrest zu stellen, mündete in massive Proteste und führte zur Einberufung der 2. Reichsbekenntnissynode der DEK im Oktober 1934 in Berlin-Dahlem, die den offenen Ungehorsam gegenüber den DC und der von ihnen dominierten Reichskirchenregierung ausrief. Diese Protestwellen, ebenso wie die Unruhe in der protestantischen Ökumene über die Entwicklungen in Deutschland, verbunden mit außenpolitischen Rücksichten, veranlaßten die Reichsregierung zu einer Kehrtwende. Ende Oktober 1934 empfing Hitler die Bischöfe Wurm, Meiser und Marahrens (Hannover); wenige Tage später wurde die Müllersche Eingliederungsgesetzgebung sistiert. Damit war der Versuch der Gleichschaltung der evangelischen Kirchen durch das NS-Regime gescheitert. Unabhängig davon blieb auch für die BK die Frage, auf welche Weise sie künftig dem Nationalsozialismus gegenübertreten sollte. Genau hierüber zerfiel dann wiederum die BK selbst.
QuelleHarry Oelke, Art. „Nationalsozialismus und Kirchen, in: Evangelisches Staatslexikon, Neuausgabe, Stuttgart 2006, Sp. 1588-1601.

Dokumente (5):

Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo
aus Deutschland 1930 bis 1939
Im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom und in Kooperation mit der Kommission für
Zeitgeschichte Bonn und dem Archivio Segreto Vaticano herausgegeben von Thomas Brechenmacher
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